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Die Slowakei debattiert über sexuelle Minderheiten und die Kirche

Bratislava (KNA) – In der Slowakei beleuchtet ein neues Filmprojekt die Beziehung zwischen Christentum und sexuellen Minderheiten. Die Clips, die jeweils sonntags erscheinen, zeigen Geistliche, die von ihrer Erfahrung mit gläubigen LGBTQI-Personen und ihrer Einstellung zu konservativen Werten berichten. Erklärtes Ziel des tschechisch-slowakischen Projekts mit dem Titel "Glaube in den Farben des Regenbogens" sei es, eine Debatte anzustoßen, "die die Kirche oder allgemein die christliche Gemeinschaft oft vermeidet".

 

Die Abkürzung LGBTQI steht für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, queer oder intergeschlechtlich identifizieren.

 

"Eine Atmosphäre der Angst"

 

An den Clips wirkten 20 Aktivisten, Priester, Pastoren und Theologen aus evangelikalen, der altkatholischen sowie der römisch-katholischen Kirche mit. Unter den katholischen Vertretern ist der ehemalige Erzbischof von Trnava, Robert Bezak. Vier Protagonisten wurden anonym interviewt - aus Sicht von Initiator Tobias Frydl ein Anzeichen für eine "Atmosphäre der Angst", die in Gesellschaft und Kirche vorherrsche.

 

Frydl, der sein Projekt jetzt in Bratislava vorstellte, ist Film- und Fernsehstudent in Prag. Er wuchs in einer Pfarrersfamilie auf, sein Vater ist Geistlicher der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche. Sein Projekt versteht er als "freundschaftlichen Schritt zur gegenseitigen Annäherung und zum gegenseitigen Verständnis".

 

In der Slowakei trifft der Student damit einen Nerv. Die Bevölkerung gilt als zunehmend gespalten in ein konservatives und ein liberales Lager, was sich auch in der Unterstützung für die liberale Opposition ausdrückt. Die Progressive Slowakei führte zuletzt Wahlumfragen an, vor Ministerpräsident Robert Ficos regierender Smer-Partei.

 

Im September hat das Parlament in Bratislava eine umstrittene Verfassungsänderung zur Familien- und Identitätspolitik abgesegnet. Demnach werden künftig nur noch "Mann" und "Frau" als Geschlechter anerkannt.