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"Ich bin Begleiterin und Ansprechpartnerin"

Almuth Quidenus unterrichtet an der Adolph-Kolping-Berufsschule in Bamberg als kirchliche Lehrkraft mit einem besonderen Förderbedarf. Foto: Christoph Gahlau
Almuth Quidenus unterrichtet an der Adolph-Kolping-Berufsschule in Bamberg als kirchliche Lehrkraft mit einem besonderen Förderbedarf. Foto: Christoph Gahlau

Bamberg (cga) – Es ist Platz im Klassenzimmer – sogar reichlich. Wenn Almuth Quidenus während des Mathe-Unterrichts durch die Reihen geht, dann muss sie sich eher selten an Tischen und Stühlen vorbeiquetschen. In der Adolph-Kolping Berufsschule in Bamberg sind in den Klassen für das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) maximal 12 Jugendliche. In ihrem Mathe-Unterricht heute mit der BVJ-Klasse Holz sind heute gar nur vier junge Männer und eine junge Frau. „Die anderen absolvieren Praktika“ erläutert Quidenus. 

 

Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung ist Quidenus seit 2003 an der Adolph-Kolping-Berufsschule im Bamberger Osten tätig. Und wie es im Leben oftmals ist, war es mehr oder weniger Zufall, dass sie hier eine Stelle fand. Nach dem Abschluss ihres Referendariats als Mittelschul-Lehrerin wollte der Freistaat Bayern Quidenus nach München versetzen. Doch das passte damals einfach nicht in ihre Lebenssituation, unter anderem deshalb, weil sie sich um ihre schwer kranke Mutter damals kümmern musste. 

 

„Mir gefällt es hier“, erzählt Quidenus. Nicht nur, wegen der netten Kolleginnen und Kollegen. Es sei ein anderes Arbeiten im Vergleich zur Mittelschule möglich. Vor allem aber sei es viel persönlicher und die Betreuung viel individueller. 

 

Eine besondere Schule

 

Die Adolph-Kolping-Berufsschule in Bamberg steht „zu dem klaren Fundaments Kolpings“, heißt es auf der Internetseite der Schule. Dies bedeutet konkret, „ein Höchstmaß an personaler Entfaltung in Freiheit und Verantwortung im Sinne der katholischen Soziallehre zu ermöglichen.“ 

 

Es gehe für sie mehr als um Wissensvermittlung. „Ich sehe mich als Begleiterin und Ansprechpartnerin“, sagt Quidenus. Die Jugendlichen, die die Adolph-Kolping-Berufsschule besuchen, kommen mit einem sogenannten L-Abschluss des Bildungsgangs Förderschwerpunkt Lernen hierher. Rund 400 junge Menschen besuchen diese besondere Schule. Aus ihrer langjährigen Erfahrung weiß Quidenus viele der Jugendlichen bringen tolle praktische Fähigkeiten mit, scheitern aber oft am Theorieanteil. 

 

Das Ziel sei es, im BVJ innerhalb eines Schuljahres Lücken zu schließen, um eine Anschluss-Ausbildung zu ermöglichen. Deswegen gebe es auch immer wieder Praktika in Betrieben, erläutert die engagierte Lehrerin. Nicht selten entstehen dadurch dann Ausbildungsverhältnisse. Die Adolph-Kolping-Berufsschule versuche mit ihrem Ausbildungs- und Förderansatz den Jugendlichen mit speziellen Förderbedarf gerecht zu werden, heißt es. Und natürlich arbeite man auch eng mit der Agentur für Arbeit zusammen. 

 

Wenn Almuth Quidenus von ihrer Arbeit spricht, dann leuchten ihre Augen. Sie ist überzeugt davon, dass sie ihren Platz an dieser kirchlichen Schule gefunden hat. 

 

Neben ihrem „Kerngeschäft“, dem Unterrichten stehen natürlich als Lehrkraft auch noch Zeiten am heimischen Schreibtisch an – also Unterrichtsvorbereitung sowie Korrekturen. Und je nach Stundenplan beginnt der Unterricht morgens um 8 Uhr. Feierabend in der Schule ist dann spätestens um 16 Uhr. 

 

Mathe steht an

 

Für Almuth Quidenus und ihre Schüler steht als nächste Stunde Mathe auf dem Stundenplan. Die Befürchtungen des Autors dieses Artikels gehen fast ins Unermessliche – war doch Mathe absolut nicht mein Fach. 

 

Doch diese Mathestunde hat Gott sei Dank weniger mit vielen Gleichungen oder gar Tagentialformeln zu tun, sondern weist deutlich mehr Praxisbezug auf. Es geht darum den Preis für drei Gurken zu errechnen, wenn fünf Gurken insgesamt 6,90 Euro kosten. Quidenus erklärt im Gespräch mit den Schülern, wie der Dreisatz funktioniert. 

 

Danach liegen auf dem Lehrerpult schmale Streifen mit Aufgaben. Die Jugendlichen kommen nach vorne und holen sich eine neue Aufgabe. „Und jede neue Aufgabe ist ein bisschen anspruchsvoller als vorher“, erläutert Quidenus. Dass sie nicht von Beginn an das gesamte Arbeitsblatt austeile, habe einen Grund. Dann würden die Jugendlichen gleich von Anfang die schwierigen Aufgaben sehen und die Vermutung, dass sie das nicht schaffen würden, wäre groß. So werden sie Stück für Stück an die schwierigen Aufgaben herangeführt. 

 

Jedes Schuljahr ist eine neue Herausforderung. Es kommen neue Jugendliche, die sich angemeldet haben und vielleicht auch ein wenig Hoffnung auf eine Perspektive in ihrem Leben haben. 

 

Und die gibt es auch für die Schülerinnen und Schüler, „die engagiert und willig sind, die bekommen auch einen Ausbildungsplatz.“