
Bamberg (kem) – You do a good job, don’t get too down, the world needs you now.“ Der Song von Alicia Keys, den die Band „Jamistry“ beim Festakt zum 60-jährigen bestehen der Erziehungsberatungsstelle der Caritas Bamberg spielte, sagt eigentlich alles über die Einrichtung aus, die an diesem Tag gefeiert wurde. „Ihr macht gute Arbeit. Lasst euch nicht zu sehr unterkriegen. Die Welt braucht euch jetzt.“
In launiger Art machten die aktuelle Leiterin der Beratungsstelle, Sabine Mödl, und ihr Mitarbeiter Ralf Postler einen Streifzug von 1965 bis heute. Durch den gesellschaftlichen Aufschwung in den 60er Jahren wurden auch mehr Mittel für soziale Leistungen bereitgestellt. Und so wurde am 1. Dezember 1965 von Prälat Walter Schirmer, dem damaligen Diözesan-Caritasdirektor, die Bamberger Beratungsstelle als erste in Franken gegründet. Damals waren es vor allem Angebote im sozialen und therapeutischen Bereich und Klienten mussten bis zu sechs Monate auf einen Termin warten.
Mit der Zeit veränderte sich aber nicht nur die Wartezeit zum Positiven. Auch die Fallzahlen (von 580 Familien Mitte der 80er Jahre bis hin zu über 900 Familien heute) und das Angebot weiteten sich aus. Neben der reinen Familienberatung kam vermehrt auch die Trennungs- und Scheidungsberatung hinzu, sowie die Hilfe beim Umgang mit Kindern und Jugendlichen. „Was alle von uns vor allem wollen, ist, dass das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt steht. Dem gebührt unser Hauptaugenmerk so die beiden Moderatoren.
Mödl und Postler blickten aber nicht nur auf nackte Zahlen zurück, sondern ließen die Festgäste an der ein oder anderen Kuriosität teilhaben, die sie bei ihren Recherchen anlässlich des Jubiläums in den alten Akten gefunden hatten. So gab es Anfang der 80er Jahre einen Zeugnisnotdienst und auch eine Spielbetreuung, damit Eltern in Ruhe Weihnachtsgeschenke besorgen konnten.
Dem Rückblick schloss sich eine Podiumsdiskussion mit den beiden ehemaligen Beratungsstellenleiterinnen Elfriede Hohenadl-Bogner und Stephanie Greim an. Letztere musste ihrer Amtszeit vor allem mit den Wirren der Corona-Pandemie kämpfen. „Auf einmal konnten wir nicht mehr persönlich mit den Familien sprechen. Da mussten neue Formate her“, so Greim, die unter anderem Hainspaziergänge und das Projekt Wildfang initiierte. Hohenadl-Bogner, die von 2002 bis 2016 die Leitung innehatte, appellierte noch einmal an die Gesellschaft. „Mir fehlt immer noch die Diskussion, dass die Eltern die ersten sind, die sich um die Erziehung von Kindern kümmern sollten. Die Beratungsstellen unterstützen hier nur. Nicht anders herum.“ Sowohl Hohenadl-Bogner als auch Greim dankten ihren engagierten Teams, die nicht nur auf sich immer verändernde Situationen reagieren müssten, sondern auch immer offen gegenüber Neuerung waren.
„Reißt euch zusammen“
Dem Dank an die Erziehungsberatungsstelle schlossen sich Vertreter der Politik an. Neben Stefan Krug, der als Vertreter von Oberfrankens Regierungschef Florian Luderschmid sprach, übermittelten auch der stellvertretende Landrat Bruno Kellner sowie Bambergs Zweiter Bürgermeister und Sozialreferent Jonas Glüsenkamp ihre Glückwünsche. Letzterer erzählte eine persönliche Anekdote. Auch seine Mutter arbeitete Jahrzehnte in der Erziehungsberatung, ehe sie in Rente ging.
In den letzten Jahren berichtete sie ihrem Sohn von immer größeren Herausforderungen. „Manchmal saß sie in Gesprächen mit zerstrittenen Eltern und dachte sich ,jetzt reißt euch doch einfach mal zusammen‘“, so Glüsenkamp, der für diese Aussage spontanen Beifall von den Mitarbeitenden der Beratungsstelle erntete. Abschließend rief er dem Publikum zu: „In diesen Zeiten machen den Unterschied wir.“
Vor dem Festakt fand ein Wortgottesdienst mit Pastoralreferentin Susanne Lindner statt. Unter dem Motto „Gemeinsam Hoffnung feiern“ erzählten Mitarbeiterinnen der Erziehungsberatung von ihren persönlichen Hoffnungsmomenten. Lindner sprach in der Predigt davon, dass diese Hoffnung einen wichtigen Teil ihrer Arbeit ausmache. Eine Arbeit, die sie seit 60 Jahren gut erledigen. Oder anders gesagt: „You do a good job!.
