· 

Bischof: Eine KI kann keine authentische Seelsorge leisten

Innsbruck (KNA) – Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat vor überzogenen Erwartungen an den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Kirche gewarnt. Zwar bringe KI Fortschritte in Technik und Medizin, in der Seelsorge könne sie jedoch keine echte Verbesserung bewirken, sagte Glettler der österreichischen "Kronenzeitung" am Sonntag. Das Vortäuschen persönlicher Nähe - etwa durch Segensroboter - sei höchst problematisch. "Segen ist doch immer eine Zuwendung, ein Zuspruch von Gottes Liebe", betonte der Bischof.

 

Auch Chatbots beim Predigtschreiben sieht Glettler kritisch: "ChatGPT wird, wie ich höre, zu oft schon zum Erstellen einer Predigt-Grundlage verwendet. Dabei ist die Gefahr einer geist- und herzlosen Produktion kluger Texte recht groß." Eine Predigt habe "immer mit dem persönlichen Zeugnis der Person zu tun" und sei "eine Form aufmerksamer Kommunikation inmitten einer feiernden Gemeinschaft".

 

Bischof: KI bringt nicht mehr Menschen in die Kirche

 

KI werde der Kirche "mit Sicherheit nicht mehr Gläubige bescheren". Im Gegenteil könnten Kirchenräume "bei einer zunehmenden Technisierung und Digitalisierung aller Lebensbereiche als heilsame Oasen wahrgenommen werden". Kirchen seien Orte, "wo Menschen einfach sein dürfen, nicht funktionieren müssen und auch nicht technisch erfasst werden". KI könne weder Schweigen, Staunen noch menschliches Fragen ersetzen. "Gott will immer lebendige Menschen und nicht Roboter, die nach einer Programmierung laufen."

 

Überfordern Menschen KI-Jesus?

 

Im Künstlerhaus Wien ist derzeit im Rahmen der Ausstellung "Du sollst dir ein Bild machen" ein digitaler Jesus in einem begehbaren Beichtstuhl zu sehen. In der Installation "Deus in Machina", die bereits 2024 in Luzern gezeigt wurde, bietet ein Jesus-Avatar Antworten auf Besucherfragen und nimmt Beichten ab. "Natürlich ist ein KI-Jesus damit überfordert", sagte Glettler. Erstaunlich sei jedoch das Interesse einer säkularen Gesellschaft an "so etwas wie einer Beichte" und an der Sehnsucht, sich auszusprechen und Vergebung zu erfahren.

 

"Vielleicht fällt es Menschen leichter, sich vor einem KI-Beichtvater zu öffnen", so Glettler. Für eine "authentische Seelsorge" brauche es aber Menschen "aus Fleisch und Blut" - denn letztlich könne keine Maschine "im Namen Gottes Vergebung zusagen".