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Heribert Prantl fordert Fegefeuer für die Kirche

Neutraubling (KNA) – Der Journalist Heribert Prantl hat zu einer grundlegenden Erneuerung der katholischen Kirche aufgerufen. "Sie braucht Läuterung, sie braucht Erneuerung. Sie braucht das Fegefeuer", sagte Prantl laut Manuskript bei einem Vortrag im bayerischen Neutraubling. Das Fegefeuer sei in der katholischen Tradition ein Ort der "zuversichtlichen Halbverzweiflung", ein Ort der Reinigung und der Hoffnung.

 

Der Missbrauchsskandal sei die größte Krise der Kirche, weil sie sich den systemischen Ursachen nicht entschlossen genug stelle. Es reiche nicht, darauf zu verweisen, dass neunzig Prozent der Missbrauchsfälle außerhalb der Kirche geschehen. Stattdessen müsse sie fragen, wie ihre eigenen Strukturen Missbrauch begünstigten - etwa durch die Verdrängung menschlicher Intimität und ein Machtgefüge, das Reife und Nähe verhindere. "Das lässt sich nicht mit Beten ändern; das verlangt Änderungen im System Kirche." Die Kirche müsse sich daher selbst ins Gericht nehmen, ihre Schuld anerkennen und versuchen, sich daraus zu befreien, so Prantl.

 

Prantls Reformforderungen

 

Die aus seiner Sicht notwendigen Reformen priorisiert Prantl eindeutig: "Nach meinem Dafürhalten ist die Beendigung der Ausgrenzung der Frau in kirchlichen Weiheämtern noch wichtiger als die Abschaffung des Pflichtzölibats - weil sich sonst die Dominanz der Männer perpetuiert."

 

Laut Prantl brauche die Kirche ein neues Selbstverständnis - als Ort, der trotz aller Schuld offen bleibt für das Himmlische. "Kirche ist fürwahr nicht der Himmel, und die wenigsten ihrer Funktionäre sind Heilige. Sie kann aber, wenn es gut geht, ein Ort sein, an dem der Himmel offen gehalten wird." Daher müsse sie sich neu erfinden, um zu überleben. "Die fundamentale Erneuerung der Kirche" sei jedoch kein göttlicher Automatismus, sondern Aufgabe aller Gläubigen. Daher, so Prantl, trete er selbst auch nicht aus der Kirche aus.