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Ein Job eher für die Nachteulen

Ohne Büroarbeit geht es nicht. Jenny Winterhalder (links) und Nicole Freund (rechts) sitzen vor ihren Computern. Foto: Christoph Gahlau
Ohne Büroarbeit geht es nicht. Jenny Winterhalder (links) und Nicole Freund (rechts) sitzen vor ihren Computern. Foto: Christoph Gahlau

Erlangen (cga) – Allein das Melden am Telefon dauert bei Nicole Freund und Jenny Winterhalder mehrere Sekunden: „Fachstelle für katholische Kinder- und Jugendarbeit im Dekanat Erlangen.“ Ein durchaus sperriger Begriff. Die Fachstelle für Kinder- und Jugendarbeit ist organisatorisch dem Erzbischöflichen Jugendamt zuzurechnen. Oder wie es Nicole Freund dann vor Ort in der Erlanger Mozartstraße einfach ausdrückt: „Wir sind der Dreh- und Angelpunkt für die kirchliche Jugendarbeit auf Dekanatsebene.“ 

 

Die Berufsbezeichnung, die Freund und Winterhalder führen, lautet Jugendbildungsreferentin und umfasst vor allem drei inhaltliche Schwerpunkte: Zum einen unterstützen sie als Fachstelle für übergeordnete Aufgaben bei diözesanen Veranstaltungen, wie dem Diözesanministrantentag oder dem Hof der Jugend beim Heinrichsfest. Zu diesem ersten Schwerpunkt gehören auch Qualifizierungen, also die Durchführung von Gruppenleiterschulungen. Die zweite große Aufgabe sei eine enge Zusammenarbeit mit dem Regionalverband des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ). In diesem Fall seien die Gebiete des Dekanats Erlangen und des BDKJ-Regionalverbandes deckungsgleich, was sich für die Arbeit als günstiger erweise. Dies sei aber auf Bistumsebene nicht der Fall, denn insgesamt gebe es mehr Regionalverbände als Dekanate. 

 

Der dritte Schwerpunkt ist die pädagogische Mit- und Zuarbeit in den Seelsorgebereichen. Zum Dekanat Erlangen gehören drei Seelsorgebereiche. Nicole Freund unterstützt den Seelsorgebereich Erlangen, Jenny Winterhalder die beiden anderen Seelsorgebereiche, Erlangen Nord-West und Aurach-Seebachgrund. 

 

Diese Zuordnung zu den Seelsorgebereichen gebe es erst seit dem 1. Januar 2025. So sei man hier noch in der „Findungsphase“, also die Frage, wo werden wir gebraucht. Für Freund ist aber wichtig, dass sie eben keine studierten Theologinnen, sondern Pädagoginnen seien. Sie seien kein Ersatz für fehlende pastorale Mitarbeitende, um beispielsweise die Erstkommunion oder Firmung zu übernehmen. Man unterstütze in diesen Arbeitsfeldern gerne pädagogisch, betonen Freund und Winterhalder. 

 

Im Unterschied zu anderen Bereichen im Erzbistum Bamberg sind die Stellen der Jugendbildungsreferentinnen und Jugendbildungsreferenten nicht gekürzt, sondern sogar ausgebaut worden. Die bereits beschriebenen Aufgaben sorgen dafür, dass es Freund und Winterhalder nicht langweilig wird. Und was die Arbeitszeit angeht, so ist Jugendbildungsreferentin definitiv kein 9 bis 17 Uhr Job. Da sie viel mit Ehrenamtlichen zusammenarbeiten, „arbeiten wir oft dann, wenn andere eben Freizeit haben“, so die beiden Jugendbildungsreferentinnen. Das bedeutet konkret oft an Abenden und Wochenenden. 

 

Überhaupt ist es eben nicht so einfach mit ihrer Arbeitszeit. Nicole Freund hat eine 75 Prozent-Stelle, Jenny Winterhalder eine volle Stelle. Freund hat in Nürnberg an der Fachhochschule Sozialpädagogik studiert, Winterhalder zunächst eine Ausbildung als Erzieherin absolviert und dann soziale Arbeit an der TH in Nürnberg studiert. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 39 Stunden und wird dokumentiert. 

 

Doch es gibt eben Zeiten, da sammeln sich die Stunden nur so an. Zum Beispiel vor und während der beiden Gruppenleiterschulungen, die pro Jahr auf dem Knock in Teuschnitz stattfinden. Bis zum zweifachen der Wochenarbeitszeit dürften Überstunden abgebaut werden. 

 

Und es gibt Zeiten, da macht es keinen Sinn mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen Termine auszumachen. „Zum Beispiel, wenn ‚Berch‘ ist oder in der Urlaubszeit zwischen Mitte August und Mitte September. Da sei dann die Zeit, die Überstunden wieder abzubauen. Insgesamt, so findet Nicole Freund, ist es „eine fordernde Stelle“. Wenn es mal ein bisschen ruhiger ist, dann ist auch mal Zeit für weniger beliebte Arbeiten, also die Bürokratie. Dazu gehören natürlich die Erfassung der Arbeitszeit oder auch Zuschüsse für Veranstaltungen zu beantragen oder den jährlichen E-Check für elektrische Geräte durchführen zu lassen. 

 

Überhaupt folgt die Arbeit der beiden Jugendbildungsreferentinnen einem Jahresrhythmus. Es gebe eben immer Veranstaltungen, die gesetzt seien, wie beispielsweise die Gruppenleiter-Schulungen oder das Ministranten-Fußballturnier. Und mit dem BDKJ-Regionalverband werde dann immer noch aktuell überlegt, wo ist was Neues notwendig, und welche Veranstaltung laufe einfach nicht mehr.

 

„So gesehen ist jeder Tag, jedes Arbeitsjahr anders“, meint Nicole Freund. Und ihre Kollegin Jenny Winterhalder ergänzt: „Den klassischen Alltag gibt es bei uns nicht.“ Das hängt natürlich auch mit dem Wechsel von Ehrenamtlichen zusammen. Und ganz wichtig ist den beiden Jugendbildungsreferentinnen bei der Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen: „Wir arbeiten auf Augenhöhe. Es ist definitiv keine Einbahnstraße.“ Denn es sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 30 Jahren in der Kirche engagieren. Da werde uns Vertrauen geschenkt und „sie schenken und zudem noch ihre Zeit.“ Die Arbeit mit Ehrenamtlichen sei Teamarbeit und Netzwerkarbeit. 

 

Jugendarbeit, so stellen die beiden Jugendbildungsreferentinnen immer auch die Frage, was brauchen junge Menschen heute. Da seien natürlich die Planungen und die Durchführung von Veranstaltungen, aber der informelle Teil sei mindestens ebenso wichtig. 

 

Dann gebe es auch mal Gespräche über die „unsichere Weltlage“, wie den Krieg in der Ukraine oder in Nahost. Aber immer noch wichtig sei, für junge Menschen Kirche erlebbar zu machen, erzählt Jenny Winterhalder. Sie habe dies in ihrer Jugendzeit ebenfalls erfahren dürfen und schließt an. Es sei ein Geschenk „Jugendliche zu begleiten.“