
Scheßlitz (kem) – Seit Juli ist wieder Leben im alten Mesnerhaus an der Gügel-Kapelle bei Scheßlitz. Zwar noch nicht die Art von Leben, die sich die Besitzer vorstellen, aber immerhin tut sich etwas. Denn seit Beginn der Sommerferien laufen die Sanierungsarbeiten an dem alten Fachwerkhaus. „Wir sind froh, dass wir nach so langer Zeit, endlich mit den Arbeiten anfangen können“, sagt der Verwaltungsleiter des Seelsorgebereichs Gügel, Jürgen Zenk.
Rückblick: Bereits im Jahr 2020 beschließt die Kirchenstiftung Scheßlitz gemeinsam mit dem Erzbistum Bamberg die grundlegende Renovierung des Hauses, in dem sich neben der Gastwirtschaft im Erdgeschoss auch eine Wohnung im Obergeschoss befindet. Die letzten Pächter des Lokals, die auch darüber lebten, ziehen im Februar 2021 aus. Doch dann gerät das Projekt ins Stocken. „Erst kam Corona, dann der Mangel an Werkstoffen durch den Ukrainekrieg. Außerdem dauerte es seine Zeit, bis alle Genehmigungen eingegangen und Förderanträge ausgefüllt waren“, erklärt der verantwortliche Architekt Jürgen Schönfelder aus Forchheim.
Insgesamt soll die Sanierung nach aktuellen Berechnungen gut 875 000 Euro kosten. Neben Zuschüssen aus dem bayerischen Landtag, der Oberfrankenstiftung, der bayerischen Landesstiftung, der Sparkassenstiftung sowie der Stadt Scheßlitz übernimmt mit gut der Hälfte der Kosten das Erzbistum Bamberg den Löwenanteil. „Trotzdem bleiben noch gut 180 000 bis 190 000 Euro bei der Kirchenstiftung als Eigenanteil“, rechnet Jürgen Zenk aus, der aber auch erklärt, dass ohne die Zuwendungen von außen eine Sanierung nicht möglich wäre.
Ob es bei den Kosten bleibt, zeigt sich Tag für Tag auf der Baustelle. „Unvorhersehbares muss man bei so einem Projekt immer mit einkalkulieren“, weiß Architekt Schönfelder. Manches ergebe sich erst, wenn man anfängt. So war zum Beispiel das Ausmaß der Beschädigung an den Dachbalken so nicht vorhersehbar. Durch Wasser und den Zahn der Zeit wurden hier manche Holzträger marode und mussten komplett ausgetauscht werden.
Auch aufgrund dieser Maßnahmen wollen sich weder Zenk noch Schönfelder auf einen Zeitpunkt festlegen, wann das Haus wieder öffnen kann. „Wir hoffen, dass wir das Dach bis zum Winter schließen können“, so der Architekt. Alle weiteren Arbeiten, wie Gas, Strom, Heizung, neue Treppe oder der Innenausbau könnten dann im Trockenen stattfinden und wären wetterunabhängig. „Aber hier auf dem Gügel pfeift schon ein anderer Wind als in der Stadt. Da frieren den Handwerkern schnell mal die Hände ein beim Arbeiten.“
Vorsichtig schätzen beide aber, dass im Sommer 2027 wieder echtes Leben in die Gügel-Gaststätte einziehen kann. Dafür braucht es aber noch einen Pächter. „Wir sind aktuell auf der Suche nach einem Gastronom, der das Haus pachtet“, erklärt Jürgen Zenk. Laut dem Verwaltungsleiter werde potenziellen Interessenten größtmögliche Freiheit gelassen, wie das Haus geführt wird, „solange es zum kirchlichen Umfeld passt“.
Auch ob die Wohnung selbst genutzt wird, oder daraus Gästezimmer entstehen, lässt Zenk den Pächtern offen. Mit einer Gaststube mit gut 80 Plätzen, einer Außenterrasse, auf der 50 bis 60 Personen Platz finden, einer neuen Küche, Kühlräumen und sanierter Toilettenanlage sei die Gügel-Wirtschaft durchaus attraktiv. Interessenten können sich im Scheßlitzer Pfarrbüro (0 95 42 / 92 10 88) melden.
Vielfältig seien die Möglichkeiten laut Zenk. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Paare in der ebenfalls frisch restaurierten Kapelle heiraten und dann zum Feiern in die Wirtschaft gehen. Außerdem laufen hier viele Wander- und Fahrradwege vorbei“, so Zenk. „Wenn jemand ein gutes Konzept hat, dann klappt das hier ganz sicher.“ Und es kehrt wieder Leben ein im alten Mesnerhaus an der Gügel-Kapelle.