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Verband: Bürgergeld sichert nur "das nackte Überleben"

Berlin (KNA) – Bürgergeld ist laut einer Studie des Paritätischen Gesamtverbandes kein hinreichender Schutz vor Armut. Zwar decke die Grundsicherung "das nackte Überleben", sichere aber weder soziale Teilhabe noch ein würdevolles Leben, heißt es in der am Freitag anlässlich des internationalen Tags für die Beseitigung der Armut veröffentlichten Untersuchung.

 

So habe fast jeder Fünfte (17,2 Prozent) kein zweites Paar Schuhe. Knapp jeder Dritte (30,8 Prozent) könne sich nicht einmal jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten. Mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfänger (55,4 Prozent) könnten kaputte Möbel nicht ersetzen. Damit lebe, so das Fazit, die Hälfte aller Menschen im Bürgergeld in materieller Entbehrung. Bei Menschen ohne Bürgergeld-Bezug treffe das auf 8,9 Prozent zu. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2024.

 

Aufwachsen in Armut

 

Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, sprach von einem Skandal und kritisierte Reformpläne der Bundesregierung, "in denen vorrangig von Kürzungen und Verschärfungen die Rede ist". Besonders bitter sei, so Rock, die Situation von Kindern und Jugendlichen. "Knapp zwei Millionen Kinder und Jugendliche wachsen in dieser Armut auf. Statt Verschärfungen brauchen wir endlich eine spürbare Erhöhung der Regelbedarfe."

 

Der Paritätische Gesamtverband wies auch darauf hin, dass Menschen mit Bürgergeld deutlich unter der Armutsgrenze von 1.381 monatlich leben würden. Die Differenz zwischen dem, was jemand bekommt und der Armutsgrenze, wird als sogenannte Armutslücke bezeichnet. In den vergangenen Jahren sei diese drastisch angewachsen. Während die Armutslücke bei Alleinlebenden im Jahr 2010 noch bei 308 Euro lag, waren es 2023 bereits 474 Euro. Deutliche Erhöhungen der Regelbedarfe in den Jahren 2023 und 2024 hätten diese Entwicklung nicht stoppen können.

 

Butterbonus und Reformen

 

Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) kritisierte unterdessen hohe Preissteigerungen bei Lebensmitteln. AWO-Präsident Michael Groß sagte: "36,1 Prozent - so hoch war die Preissteigerung bei Lebensmitteln seit 2020. Das ist eine enorme Belastung für Menschen, die nur wenig verdienen oder auf Sozialleistungen angewiesen sind."

 

Nach Einschätzung der AWO braucht es deshalb Sofortmaßnahmen. "Wir fordern die Bundesregierung auf, kurzfristig mit einem Butterbonus in Höhe von 300 Euro nachzusteuern und Kaufkraftverluste langfristig durch Reformen im Bereich der Einkommensteuer und der Inflationsanpassung in den Sozialleistungen auszuschließen", so Groß.