Stuttgart (KNA) - Die kirchliche Flüchtlingsarbeit in Deutschland spürt nach Angaben ihrer Fachkräfte einen "zunehmenden Druck". Statt einer Migrationskrise gebe es "eine Verwaltungskrise, die zu Überlastung, Unmut und polarisierenden Debatten" führe, hieß es am Donnerstag zum Abschluss der Konferenz Diakonie und Entwicklung in Stuttgart. Es ist das höchste Beschlussgremium über Grundsatzfragen des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung (EWDE), welches die drei Marken Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe vereint.
Die Politik habe die Aufgabe, "die Grundlagen für eine funktionierende Verwaltung zu schaffen", forderte die Konferenz. Migration dürfe "nicht per se zum Problem erklärt", sondern müsse als Chance für die gesamte Gesellschaft verstanden werden, so das Fazit der Delegierten der Konferenz. Schon heute übernähmen mehr als fünf Millionen ausländische Beschäftigte "systemrelevante Aufgaben" und Berufe in Deutschland.
"Migration nicht automatisch problematisch"
"Insbesondere im Pflege- und Gesundheitssektor spielen sie eine wichtige Rolle", hieß es. Auch die positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre bei der Integration zum Beispiel ukrainischer Geflüchteter in Deutschland müssen stärker berücksichtigt werden.
"Statt auf Restriktionen zu setzen, brauchen wir eine gestaltende Politik, die nachhaltige Grundlagen für Flüchtlingsschutz und Integration vor Ort schafft - und so unsere Gesellschaft stärkt", erklärte Rüdiger Schuch, EWDE-Vorstandsvorsitzender und Präsident der Diakonie Deutschland. "Wenn wir in Kitas, mehr Wohnraum und Gesundheitsversorgung investieren, profitieren wir alle davon."
Kürzungen für Krisenregionen "unmenschlich"
Deutschland sei in der Vergangenheit zu einer Säule des globalen Flüchtlingsschutzes geworden, sagte Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe. Dies gelte nicht nur für die Aufnahme vieler Geflüchteter in Deutschland, sondern auch für die finanzielle Unterstützung von überlebenswichtigen Hilfsprojekten in Krisen- und Konfliktregionen.
Diese Unterstützung drohe nun "massiv wegzubrechen". Die von der Bundesregierung beschlossenen Kürzungen bei der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit seien alarmierend, so Pruin. Sie zeigten, "dass die Solidarität für Schutzsuchende kaum noch eine Rolle spielt". Das sei "grundlegend falsch und unmenschlich".