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Vatikan-Diplomat Gänswein: Im Baltikum ist Angst vor Russland spürbar

Lingen/Hamburg (KNA) – Im Baltikum ist nach Einschätzung des vatikanischen Botschafters Georg Gänswein die Angst vor einer möglichen Bedrohung durch Russland deutlich zu spüren. "Es ist eine atmosphärische Belastung, die das Baltikum als Ganzes umgibt", sagte der Erzbischof in einer neuen Folge des Podcasts "Friedensreiter" (Mittwoch). Gänswein, früherer Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., ist seit einem Jahr päpstlicher Nuntius in Litauen, Lettland und Estland. Er erlebe die Spannungen zwischen Russland und der Nato aus unmittelbarer Nähe, sagte der 69-Jährige.

Der Vatikan sei zwar kein militärischer, wirtschaftlicher oder finanzieller Akteur, verfüge aber über moralisches Gewicht, betonte Gänswein. "Das ist entscheidend", so der Geistliche.

 

Gespräche hinter den Kulissen

 

Zugleich hob er die Bedeutung diskreter Gespräche für die vatikanische Friedensdiplomatie hervor. "Es wird hinter den Kulissen viel mehr getan, als nach außen sichtbar wird - und auch werden soll", so Gänswein im Podcast. Nur im vertraulichen Austausch ohne Kameras und soziale Medien könne man offen und auch kontrovers miteinander sprechen.

 

Die Arbeit eines Apostolischen Nuntius' - so sein offizieller Titel - sei Teil eines "feinen Netzwerks", das Informationen aus aller Welt an den Heiligen Stuhl übermittle und zugleich päpstliche Weisungen weitergebe, erklärte Gänswein.

Der Podcast "Friedensreiter" ist ein gemeinsames Projekt des Ludwig-Windthorst-Hauses, der Katholisch-sozialen Akademie des Bistums Osnabrück in Lingen, und des Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg. Benannt ist er nach den historischen Friedensreitern, die während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden zwischen Münster und Osnabrück vermittelten.