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Erklärung "Nostra Aetate" über die nichtchristlichen Religionen

Vatikanstadt (KNA) – "Nostra Aetate" (In unserer Zeit) ist ein Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Es klärt das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. "Nostra Aetate" ist das erste offizielle Dokument der römisch-katholischen Kirche, in der die anderen Religionen positiv anerkannt werden. Es wurde von den Konzilsvätern am 28. Oktober 1965, vor 60 Jahren, mit 96 Prozent Zustimmung angenommen (2.290 Ja-Stimmen, 35 Nein-Stimmen) und von Papst Paul VI. rechtskräftig verkündet.

 

Die Erklärung betont das Verbindende mit den anderen Religionen, ohne den Wahrheitsanspruch des Christentums zu schmälern. Die katholische Kirche, so heißt es, lehne nichts von dem ab, was in den Religionen "wahr und heilig" sei. Christen, Juden und Muslime werden ermuntert, Missverständnisse im Dialog auszuräumen.

 

Das Kapitel über das Judentum ist das umfangreichste der Erklärung. Mit einer klaren Absage an den traditionellen Antijudaismus beginnt eine umfassende Aussöhnung der Kirche mit dem Judentum. Zwei zentrale Anliegen beinhaltet "Nostra Aetate": erstens eine Verurteilung von Antisemitismus, verbunden mit einem Schuldeingeständnis der Kirche als Mitverursacherin; zweitens die Notwendigkeit, dass die Kirche niemals die Wurzeln ihres Glaubens im Judentum vergessen dürfe.

 

"Beziehung wie zu keiner anderen Religion"

 

Mit "Nostra Aetate" wurde festgeschrieben, dass die jüdische Religion für Christen nicht etwas Äußerliches ist, sondern in gewisser Weise zum Inneren ihrer eigenen Religion gehört. Zum Judentum haben Christen demnach eine so enge Beziehung wie zu keiner anderen Religion.

 

Zum Islam heißt es in dem Dokument: "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten." Die Synodenväter rufen Christen und Muslime auf, "sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen".

 

Abschließend ruft "Nostra Aetate" unter dem Titel "Universale Brüderlichkeit" zur Achtung der Würde jedes Menschen auf. Wörtlich heißt es: "Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht."