
Bamberg (cga) – Sie ist in ganz vielen Fällen der erste kirchliche Ansprechpartner für Menschen, die an die „Kirche“ eine Frage haben. Sei es telefonisch, per E-Mail oder auch persönlich. Und bevor ein Pfarrer oder anderer pastoraler Mitarbeiter mit dem Ratsuchenden Kontakt aufnimmt, hat Petra Kredel meist schon viel im Vorfeld geklärt. Die 59-Jährige arbeitet als Pfarrsekretärin im Seelsorgebereich Bamberger Osten. Ganz offiziell lautet ihre Berufsbezeichnung aber „Beschäftigte im Pfarrbüro“.
Über ein viertel Jahrhundert arbeitet Kredel inzwischen in einem Pfarrbüro. „Angefangen habe ich noch mit Karteikarten“, erinnert sie sich. Inzwischen spielten diese keine Rolle mehr. Dafür haben der PC und entsprechende Computerprogramme eine immer größere Bedeutung gewonnen.
Kredel erläutert dies an einem Beispiel. Die Eltern wollen ihr Kind taufen lassen. Zum einen seien Formalitäten zu klären, also die persönlichen Daten von Eltern und Kind zu erfassen. Im Meldewesen, einem Computerprogramm, seien schon etliche Daten gespeichert, so dass beispielsweise nur noch der Beruf der Eltern und die Angaben zum Paten oder zur Patin zu ergänzen seien.
Kredel erläutert bei dieser Gelegenheit auch noch darüber, dass der Pate katholisch und gefirmt sowie nicht aus der Kirche ausgetreten sein darf. Ferner wird eine Kopie der Geburtsurkunde des Kindes benötigt. Bei diesem kurzen Gespräch, das meist telefonisch oder persönlich stattfindet, informiert Kredel auch über mögliche Tauftermine. Diese finden im Seelsorgebereich Bamberger Osten immer am Samstag um 14.00 Uhr statt. Nachdem die Eltern einen Wunschtermin genannt haben, klärt Kredel diesen mit dem Leitenden Pfarrer ab, ob dieser Termin möglich ist.
Im Anschluss daran nimmt sie wieder Kontakt mit den Eltern auf und informiert, ob gewünschte Termin möglich ist oder welche Termine machbar seien. Nach der Taufe stellt Kredel dann noch die Taufurkunde aus. Und auch bei anderen Sakramenten oder Sakramentalien, wie Erstkommunion, Firmung, Hochzeit oder Beerdigung müssen viele, auch formale Fragen, beachten werden. „Wir begleiten den Menschen von der Wiege bis zur Bahre.“
Ursprünglich begann Kredel als Pfarrsekretärin in Forchheim St. Josef, ehe sie dann nach Forchheim-Burk wechselte. Seit 2020 hat sie nun ihren Arbeitsplatz im Seelsorgebereich Bamberger Osten. Es gebe durchaus Unterschiede zwischen Bamberg und Forchheim. Forchheim sei, wegen der Größe persönlicher und nach der Geburt eines Kindes stelle sich die Frage nicht, ob das Kind getauft oder nicht getauft werde. Dieses Kind werde zur Taufe angemeldet, so die Beobachtung der langjährigen Mitarbeiterin im Pfarrbüro.
Im Wandel der Zeit
Insgesamt hat dieser Beruf sich stark gewandelt. Dies drückt sich nicht nur in den Bezeichnungen „Pfarrsekretärin“ (früher) und „Beschäftigte im Pfarrbüro“ (heute) aus. Kredel findet, dass die Leute ungeduldiger geworden sind. Es komme durchaus vor, dass eine Mail mit einer Anfrage eingeht „und nach einer Stunde kommt der Anruf mit der Frage: Habe Sie meine Mail erhalten?“ Selbstverständlich bemühe man sich die Anfragen und Anliegen schnellstmöglich zu bearbeiten. Allerdings sei es aber auch so, dass man eben nicht nur auf Anfragen warte, sondern durchaus auch andere Arbeiten zu erledigen habe. Insgesamt, so ihr Eindruck, habe die Bürokratie, vor allem durch gesetzliche Vorgaben, zugenommen. „Es sind viel mehr Formulare auszufüllen.“
Die möglicherweise größte Veränderung ist, dass Beschäftigte im Pfarrbüro heute meist in (größeren) Teams arbeiten und nicht mehr als Einzelkämpferin. Damit hat auch eine Spezialisierung der Arbeit stattgefunden. Wie im Hotelbereich, so gibt es jetzt auch im zentralen Pfarrbüro einen Front- und Back-Office-Bereich. Front-Office heißt, dass sich während der Öffnungszeiten diese Sekretärin dann um den Parteiverkehr kümmert, also alle Fragen und Anliegen von Besuchern bearbeitet, ebenso aber auch ans Telefon geht und E-Mails beantwortet.
Die anderen im Büro anwesende(n) Sekreträrin(nen) arbeiten dann im Hintergrund. Kredel beispielsweise ist für die Erstellung der jeweils 14-tägigen Gottesdienstzettel zuständig, die dann in allen Kirchen des Seelsorgebereichs ausliegen. Neben den Gottesdiensten müssen aber noch weitere wichtige Informationen für die Gemeinden aufgenommen werden. Eine Arbeit, die viel Geduld, aber auch viel Sorgfalt erfordert. Alle zwei Wochen ist die erfahrene Mitarbeiterin damit zwischen zehn und zwölf Stunden beschäftigt. Diese Arbeit kann sie nur im „Back-Office“ erledigen, da dafür ein hohes Maß an Konzentration nötig sei.
Einmal wöchentlich – immer am Dienstagvormittag für drei Stunden – arbeitet Kredel nicht im zentralen Pfarrbüro in St. Heinrich, sondern in St. Kunigund. Hier gibt es keine Unterscheidung zwischen Front- und Back-Office. Es wird erledigt, was anfällt. Und es sind eben gerade ältere Menschen, die nicht nur eine „Messe bestellen“ wollen für ihre Angehörigen, sondern auch ein bisschen reden, weil sie sonst eben einsam sind und ihre „Sorgen und Nöte“ loswerden. Allerdings befürchtet sie in St. Kunigund künftig Einschränkungen bei der Arbeitsqualität, wenn der noch vorhandene Drucker abgebaut wird und der PC durch einen Laptop ersetzt wird. Etwas auszudrucken, wie beispielsweise eine Quittung für einen bestellten Gottesdienst, werde dann vor Ort nicht mehr möglich sein.
Nach Kredels Einschätzung sind diese Stunden vor Ort in den Pfarrbüros, wie beispielsweise in St. Kunigund in der Bamberger Gartenstadt, von großer Bedeutung. „In der Gartenstadt wohnen viele Senioren. Die machen sich nicht auf den Weg nach St. Heinrich oder es ist für sie sehr mühsam“, erzählt Kredel. Die drei Stunden in der Gartenstadt sind oft sehr schnell vorbei. „Was ich nicht geschafft habe, nehme ich dann eben nach St. Heinrich mit.“
Viel Abwechslung
„Ich brauche die Vielfalt“, meint Kredel. Das schätze sie an ihrem Beruf. Und durch die Teamarbeit sei es wesentlich besser geworden. In ihrem Team sind ausnahmslos Teilzeitkräfte. „Wir verstehen uns alle.“ Kredel selbst hat vor ihrer Zeit in den Pfarrbüros den Beruf der Kauffrau für Bürokommunikation gelernt und dann bei einem großen Konzern in Erlangen als Sekretärin gearbeitet. Die „Beschäftigte im Pfarrbüro“ ist trotz der umfangreichen kein eigener Ausbildungsberuf. In Wort und Schrift, sowie mit PC-Programm sollte man aber schon sicher sein, findet Kredel. Für neue Mitarbeitende werden von Seiten des Erzbistums Bamberg Einführungsveranstaltungen angeboten. Sie persönlich findet ihr Berufsfeld gut für einen Wiedereinstieg nach einer Kinderpause. Großes Manko aber ist: „Es gibt keine Aufstiegsmöglichkeiten.“
Trotzdem arbeitet sie sehr gerne aus. „Beruf kommt von Berufung“, ist ihr Credo. Und sie ergänzt: „Ich fühle mich berufen als jemand, der für die Menschen da sein will.“