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Besorgt über die Lage in der Ukraine

Vatikanstadt / Rom (KNA) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 22. September erstmals Papst Leo XIV. getroffen. Bei der Privataudienz im Vatikan sei es um globale Krisen, Krieg und Frieden sowie die Lage der christlichen Kirchen in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent gegangen, sagte Steinmeier anschließend vor Journalisten in Rom.

 

„Uns treibt die gemeinsame Sorge um den andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine um, die vielen Toten, und vor allem die mangelnde Bereitschaft von russischer Seite, Schritte zu gehen“, sagte Steinmeier. So sei nicht einmal der Wille zu einem Waffenstillstand zu erkennen. „Was wir brauchen, ist ein gerechter Friede, von dem sind wir weit entfernt“, sagte der Bundespräsident. Er habe den Papst zu einer starken Vermittlerrolle in den weltweiten Krisen wie dem Nahost-Konflikt ermutigt, so Steinmeier weiter. „Wir können gar nicht darauf verzichten, wenn der Papst und der Vatikan hier seine Hilfe anbieten.“

 

Positive Rolle

 

Mit Blick auf Deutschland sagte der Bundespräsident, selbst evangelischer Christ, er wünsche sich eine aktive und starke Kirche. „Die Kirchen können und müssen eine positive Rolle spielen beim Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“ Deshalb habe er dem Papst gesagt, „uns ist die Stimme hier aus Rom auch nach wie vor wichtig“. Er wolle mit Leo XIV. im Gespräch bleiben und habe ihn nach Deutschland eingeladen.

 

Dem Papst machten die sinkenden Mitgliederzahlen große Sorgen. „Darüber müssen auch wir uns Gedanken machen“, so Steinmeier. Ein Grund sei der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche und seine Folgen. Aber es liege auch an einer zunehmenden Säkularisierung und einer wachsenden religiösen Vielfalt.

 

Im Rahmen seiner Rom-Reise hat der Bundespräsident auch die christliche Gemeinschaft Sant’Egidio besucht. Bei dem Gespräch hätten Steinmeier und Sant’Egidio-Präsident Marco Impagliazzo vor allem Integration und Frieden als Antwort auf die vielen Krisen in der Welt gefordert, teilte die Gemeinschaft mit. Beide hätten die Bedeutung der humanitären Hilfe für die Ukraine hervorgehoben. Zahlreiche Sant’Egidio-Gruppen in der Ukraine stünden den Binnenflüchtlingen zur Seite. Auch müsse die Entwicklung in Afrika weiter vorangetrieben werden, um den vielen jungen Menschen auf der Suche nach einer Zukunft eine Antwort zu geben, erklärten Steinmeier und Impagliazzo. Zugleich wurde die langjährige Freundschaft von Sant’Egidio mit Deutschland hervorgehoben. Steinmeier selbst hatte bereits an zahlreichen Veranstaltungen der Gemeinschaft teilgenommen, zuletzt im September 2023 am Internationalen Friedenstreffen in Berlin. Seinen ersten Besuch hatte der Bundespräsident der Basisgemeinschaft 2017 in Rom abgestattet. 

 

Diesmal war Steinmeier zu Gast in der Schule für italienische Sprache und Kultur von Sant’Egidio, die in rund 40 Jahren die soziale und berufliche Integration von Tausenden von Migranten unterstützte. Dabei traf das deutsche Staatsoberhaupt auch einige Geflüchtete, die dank der humanitären Korridore nach Italien kamen. Dieses seit zehn Jahren bestehende Integrationsmodell habe sich bewährt, so die Organisation. 

 

Anschließend fand ein Treffen Steinmeiers mit den drei in Rom ansässigen UN-Organisationen statt: In den Räumen des Welternährungsprogramms (WFP) waren auch Vertreterinnen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) zugegen. 

 

Hochrangiger Besuch

 

Es war der erste hochrangige Besuch eines Vertreters der Bundesrepublik im 80-jährigen Bestehen der FAO. Er wolle mit seinem Besuch ein Zeichen für „starke internationale Institutionen und Regeln“ setzen, sagte Steinmeier zuvor vor Journalisten. Er beklagte eine Erosion der internationalen Zusammenarbeit. Regellosigkeit dürfe nicht die Alternative zu einem System sein, das vielleicht Defizite habe. Dies sei auch Konsens im Gespräch mit Papst Leo XIV. gewesen. 

Steinmeier wurde begleitet von seiner Frau Elke Büdenbender, die selbst Katholikin ist. Zuletzt waren beide bei der Beisetzung von Papst Franziskus Ende April in Rom.