Essen (KNA) – Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz verteidigt die Äußerungen von Papst Leo XIV. zum Umgang mit queeren Menschen. Für Weihbischof Ludger Schepers stehen die Aussagen im Einklang mit der Haltung des früheren Papstes Franziskus. Das empfinde er als "sehr hoffnungsvoll", sagte der Essener Geistliche am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Eine Fortführung von Franziskus' Kurs sei ein "ermutigendes Signal für viele queere Katholikinnen und Katholiken".
In einem Interview hatte sich Papst Leo unter anderem für eine "Stärkung der traditionellen Familie" ausgesprochen und Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare abgelehnt. Lediglich "nicht-ritualisierte" persönliche Segnungen hält er für möglich. Queere Katholiken in Deutschland übten daraufhin Kritik.
Papst sieht weiterhin Gesprächsbedarf
Schepers betonte nun, der Papst habe darauf hingewiesen, dass eine Veränderung der kirchlichen Sexuallehre "in naher Zukunft" wenig wahrscheinlich sei. Er habe aber auch deutlich gemacht, dass das Thema LGBTQ in der katholischen Kirche weiterhin für viel Gesprächsbedarf sorge.
Das Kirchenoberhaupt verwende aktiv die Begriffe "LGBT" und "LGBTQ", was bislang keine Selbstverständlichkeit gewesen sei, sagte der Weihbischof. Die englischen Abkürzungen stehen vor allem für nicht heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren.
Menschen mit Respekt begegnen
Besonders aufgefallen sei ihm zum einen der Wunsch des Papstes, dass Menschen sich mit Respekt begegnen, erklärte Schepers. "Zum anderen hebt Papst Leo die Bedeutung einer veränderten inneren Haltung als Voraussetzung für jeden weiteren Schritt hervor." Der Weihbischof rief dazu auf, sich persönlich auf Menschen aus der LGBTQ-Community einzulassen und sie als Mitmenschen wahrzunehmen - nicht bloß als Kategorie oder Ideologie.
Schepers äußerte sich nach einem Austausch mit US-Jesuit James Martin. Der weltweit vernetzte LGBTQ-Seelsorger hatte Papst Leo Anfang September getroffen.