Bamberg (eob) – Erzbischof Herwig Gössl hat im Bamberger Dom den Priesteramtskandidaten Daniel Hartmann zum Diakon geweiht und dabei die Bedeutung des Diakonats als Zeugnis für das Wirken Gottes in der Welt betont. Der 25-Jährige stammt aus Herzogenaurach und war bisher im Pastoralpraktikum in Ansbach tätig.
Erzbischof Gössl betonte, dass der Diakonat nicht nur eine liturgische Rolle sei, sondern auch eine Einladung, das Wort Gottes durch das Zeugnis des eigenen Lebens zu verkünden. „Man kann wunderbare Reden halten über die Bedeutung der Hilfe für Notleidende. Wirksam wird diese Verkündigung nur, wenn auch die Haltung der Hilfsbereitschaft mein Leben prägt“, so Gössl.
„Gottesferne“ beklagt
Der Erzbischof beklagte in seiner Predigt auch eine „Gottesferne“ und „Gottvergessenheit“ in der heutigen Zeit: „Wir machen unser Ding, gestalten unser Leben nach unseren Vorstellungen, geraten dadurch immer mehr in die Fänge des Individualismus und verzweifeln daran, dass uns die großen Herausforderungen immer mehr entgleiten: die Sorge um den Frieden in der Welt und um mehr Gerechtigkeit unter den Menschen.“ Gott scheine zu schweigen, und immer weniger Menschen hätten einen Sinn für seine unaufdringliche, stille Art, die die tiefen Fragen und Sehnsüchte in jedem Menschen aufspüren wolle.
Wer sich entscheide, Priester zu werden, habe die Stimme Gottes im Herzen vernommen. Der Diakon sei Zeuge für die Gegenwart Christi, der nicht gekommen sei, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen. Das gelte ebenso für den Priester und den Bischof. Gössl ermunterte den neuen Diakon, dem Glauben der Menschen auf der Spur zu bleiben. „Das ist wie eine Schatzsuche, die sich aber lohnt. Und wahrscheinlich ist genau diese demütige, aufmerksame Haltung das wirksamste Zeugnis für Gottes Gegenwart in unserer heutigen Welt“, sagte der Erzbischof.
Der Begriff „Diakon“ entstammt dem Griechischen und meint ursprünglich den Diener, dem in der frühen Kirche besondere Dienste an Benachteiligte übertragen wurden, zum Beispiel die Armenfürsorge. Er verkündet das Evangelium in Wort und Tat, dient dem Wohl der Menschen und unterstützt dabei den Dienst des Bischofs und der Priester. Diakone spenden das Taufsakrament, sie predigen und haben besondere liturgische Aufgaben bei der Eucharistiefeier, sie assistieren bei der Trauung und leiten kirchliche Begräbnisse. Im Sinne des Auftrags Jesu Christi, der den Dienst an den Menschen in den Vordergrund seiner Botschaft stellt, stehen sie stellvertretend für die Aufgaben der Kirche im Dienst der Caritas und der Gemeindeseelsorge, vor allem für diejenigen, die sonst nicht im Blick sind.
Angehende Priester empfangen zunächst die Diakonenweihe und verpflichten sich damit zur Einhaltung der „evangelischen Räte“, also zu einer bescheidenen Lebensführung, zum Gehorsam gegenüber dem Bischof und zur Ehelosigkeit. Nach einem Jahr Tätigkeit als Diakon werden diese Männer für gewöhnlich zum Priester geweiht. Eine andere Form des Diakonats ist der „Ständige Diakonat“, in dem unverheiratete oder verheiratete Männer ab 35 Jahren zu Diakonen geweiht werden und diese diakonische Berufung mit einem Zivilberuf oder in hauptamtlicher Tätigkeit in der Kirche leben.