Köln (KNA) - Bischof Stefan Oster warnt davor, dass Traditionsbewusstsein und eine "Sehnsucht nach festem Halt" zum Abdriften in Nationalismus führen könnten. "Das geht nicht, gerade für uns als Katholikinnen und Katholiken", erklärte der katholische Passauer Bischof am Donnerstag im kirchlichen Kölner domradio. Katholisch bedeute, für alle Menschen mitverantwortlich zu sein. "Und deswegen sind wir berufen, allen Menschen mit Respekt zu begegnen. Wir sind aufgefordert, zu lieben und nicht zu hassen."
Das stehe im Gegensatz zu Donald Trumps Äußerungen bei der Trauerfeier für Charlie Kirk. Mit der Bemerkung, er hasse seine Gegner, habe der US-Präsident seine "pseudoreligiöse Maske vom Gesicht" gezogen, sagte der Bischof weiter. "Man merkt, er benutzt einfach die Religion, solange sie ihm nützt. Die Nachfolge Jesu, wenn er es damit ernst meint, schließt Hass aus. Und er hat das Gegenteil davon gesagt", ergänzte er.
Oster sagte, er habe sich zur Kirk-Gedenkfeier über soziale Medien geäußert, weil er manchmal eine "gefährliche Nähe und Allianzen von eher konservativeren Christinnen und Christen, Katholikinnen und Katholiken" mit Rechts erkenne. Zu den konservativen Katholiken zähle er sich selbst auch. Angesichts der intensiven Inszenierung der Gedenkfeier habe er die Verantwortung gespürt, ein Warnsignal zu senden.
Soziale Medien als Fluch und Segen
Auf seine Mahnung habe er von liberalen und konservativen Menschen fast ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen, sagte der Bischof. Er habe selbst noch keine abschließende Antwort auf die Frage, ob es sich bei sozialen Medien mehr um einen Segen oder einen Fluch handle. Sie könnten zur Verkündigung des Evangeliums beitragen, aber andererseits auch als Brandbeschleuniger wirken. "Manchmal frage ich mich, ob wir nicht damit und auch der Künstlichen Intelligenz insgesamt überfordert sind", erklärte er und plädierte für ein Innehalten: "Wir müssen uns fragen, was das Ganze eigentlich mit uns, mit unserer Debattenkultur, mit unserem ernsthaften Diskutieren und tieferem Hinschauen, macht."