Fulda (KNA) - In der Debatte um eine Liberalisierung der gesetzlichen Regeln zum Schwangerschaftsabbruch haben die katholischen Bischöfe ihre Forderung nach einem umfassenden Lebensschutz erneuert. "Der Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zu seinem natürlichen Tod" müsse gewahrt bleiben, sagte der Konferenzvorsitzende und Limburger Bischof Georg Bätzing am Donnerstag in Fulda. Die Würde des Menschen sei unteilbar und unverletzlich, in jeder Lebenssituation und in jeder Lebensphase.
Gleichzeitig gelte es, die Würde, das Wohlergehen und die Verletzlichkeit der Schwangeren im Blick zu behalten, sagte der Bischof. Die Kirche verstehe sich hier als doppelte Anwältin für beide Perspektiven. "Aus dieser grundlegenden Verpflichtung sowohl der schwangeren Frau als auch dem ungeborenen Kind gegenüber ergibt sich, dass ein Abbruch der Schwangerschaft kein geeignetes Handeln darstellt, um mit diesen Konfliktsituationen umzugehen", betonte Bätzing.
An diesem Donnerstag will der Bundestag drei neue Richter ans Bundesverfassungsgericht wählen. Der zuvor von der SPD nominierten Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf war vorgeworfen worden, für eine weitreichende Liberalisierung der Abtreibungsregeln einzutreten. Auch aus dem Raum der Kirche war sie kritisiert worden. Nach erhitzten Debatten verzichtete die Juristin auf ihre Kandidatur.
Keine Schreibtisch-Moral
Die Bischöfe betonten zugleich, dass Schwangere und ihre Partner in sehr schwierige, schicksalshafte Situationen kommen könnten. Etwa wenn das ungeborene Kind noch während der Schwangerschaft oder mit der Geburt sterben werde. Bätzing erinnerte an die Forderung von Papst Franziskus, auf eine kalte Schreibtisch-Moral zu verzichten.
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende betonte, es könne zu "tragisch zugespitzten Einzelschicksalen" kommen, die für die Betroffenen von so großer Tragweite seien, dass sie sich letztlich einer ethischen Bewertung von außen entzögen. Dennoch gehe es auch in diesen Fällen darum, das nach menschlichem Ermessen Mögliche zu tun, "um Leben, vor wie nach der Geburt, zu schützen und zu bewahren".