Fulda (KNA) – Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat an die Rolle der Kirchen beim Wiederaufbau vieler Städte vor 80 Jahren erinnert. Das damalige Motto "Dombau ist Wohnungsbau" habe angesichts der heutigen Wohnungsmisere eine neue Aktualität, sagte Wiesemann am Donnerstag in einem Gottesdienst bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe etwa das Bistum Speyer den Wiederaufbau zerstörter Kirchen mit der Hilfe für Wohnungslose und Heimatvertriebene verbunden.
"Man kann das Haus Gottes nicht schön errichten, wenn man an der Not der Menschen achtlos vorbeigeht", zitierte Wiesemann den damaligen Bischof von Speyer, Joseph Wendel. Die Kirche dürfe nicht bei sich selbst verbleiben, sondern müsse die Nöte der Menschen im Blick behalten, auch die seelischen Nöte.
Ohne die AfD beim Namen zu nennen, wandte sich Wiesemann gegen "die, die aus der Angst und Verunsicherung der Menschen ihr Kapital schlagen": "Geschickt ernähren sie sich von der Unzufriedenheit und Unruhe der Menschen, haben aber selber nichts anzubieten, was satt macht und warm und Lebensfreude schenkt." Der katholische Bischof ergänzte: "In der Hässlichkeit ihrer ausgrenzenden Unmoral schüren sie die Ressentiments und bedienen sie die am Ende selbstzerstörerische Bereitschaft im Menschen zur Verächtlichmachung missliebiger Menschen und Strukturen."