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Bischöfe: Integrations-Erfolge anerkennen - Anfeindungen gegen Helfer

Fulda (KNA) – Zehn Jahre nach dem Flüchtlingssommer 2015 haben die katholischen Bischöfe die Erfolge der Integrationspolitik hervorgehoben. "Vergessen wir nicht, was wir in den letzten zehn Jahren alles erreicht haben", sagte der Flüchtlingsbischof Stefan Heße am Mittwoch bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. "Für viele Menschen in unserem Land sind Geflüchtete ganz selbstverständlich zu Nachbarn, Kollegen und Freunden geworden. Ein beträchtlicher Teil der syrischen Geflüchteten, die 2015 nach Deutschland kamen, ist mittlerweile erwerbstätig - mit weiterhin steigender Tendenz."

 

Erzbischof Heße, der Flüchtlingsbeauftragte der Bischofskonferenz ist, warnte davor, "Migranten verantwortlich zu machen für Probleme, die wir in unserem Land haben. Die hätten wir auch ohne die Migranten." Inzwischen herrsche auch innerhalb der Kirche ein raueres Klima. Das Engagement für Geflüchtete werde zunehmend infrage gestellt. Die Kirche dürfe hier dennoch nicht nachlassen.

 

Die Migrationsbeauftragte im Bistum Magdeburg, Monika Schwenke, wies auf das große Engagement vieler Kirchenmitglieder bei der Integration von Flüchtlingen hin. Die Helfer würden inzwischen aber zunehmend angefeindet und diskriminiert: "Das ist sehr zu bedauern, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man im Sinne der Nächstenliebe und der Sorge um die Fremden in unserem Land sich engagiert."

 

1,1 Milliarden Euro Kirchenmittel

 

Die katholische Kirche in Deutschland hat nach Angaben der Bischofskonferenz seit 2015 mindestens 1,1 Milliarden Euro für die Flüchtlingshilfe aufgewendet, davon etwa 60 Prozent im Ausland, 40 Prozent hierzulande. Das kirchliche Engagement für Geflüchtete stoße in der Gesellschaft auf große Zustimmung, sagte Heße. Laut der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung aus dem Jahr 2023 bewerteten 80 Prozent der Katholiken und 73 Prozent der Konfessionslosen das positiv.

 

"Tödliche EU-Außengrenzen"

 

Misereor-Chef Andreas Frick kritisierte die deutsche und europäische Migrationspolitik in drastischen Worten. "Die europäischen Grenzen sind bis heute mit die tödlichsten weltweit." Europa scheitere daran, das Schicksal von Schutzsuchenden empathisch wahrzunehmen, sagte der Geschäftsführer der katholischen Hilfsorganisation.

 

Frick warf der EU vor, Autokraten zu finanzieren, die "als Türsteher Europas fungieren und Menschen von den europäischen Grenzen fernhalten sollen". Beispielsweise würden Migranten in Tunesien und Ägypten abgewiesen und "hilflos in die Wüste gesetzt". Seit der sehr solidarischen Grundstimmung ab 2015 habe sich der Wind gegenüber Flüchtlingen massiv gedreht. "In der Migrationspolitik zeigt sich, wer wir sein wollen."

 

Als kurzsichtig bezeichnete Frick die angekündigten Kürzungen Deutschlands bei humanitärer und Entwicklungshilfe. "Das kann weitreichende Konsequenzen für Frieden und Sicherheit weltweit haben, auch für uns in Deutschland".

 

Experte: Kirche in der Pflicht

 

Der Hildesheimer Migrationsforscher Hannes Schammann sprach den Kirchen in Deutschland eine große Verantwortung für eine menschenwürdige Migrationspolitik zu. "Kirche muss immer wieder die zentralen Fragen nach einer humanitären Politik wachhalten - gerade heute, wo Migrationspolitik vor allem sicherheitspolitisch und ökonomisch abgehandelt wird."

 

Den Kirchen komme auch eine wichtige Ankerfunktion zu, um ehrenamtliches Engagement mit staatlichem Handeln zusammenzubringen. "Wir sind als Gesellschaft nur dann in der Lage, gut auf große Krisen zu reagieren, wenn wir die Aufgaben auf viele Schultern verteilen. Zu dieser Verteilung und Zusammenarbeit können die Kirchen viel beitragen", sagte Schammann.