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Katholischer Patriarch von Jerusalem skeptisch zu Zwei-Staaten-Lösung

Jerusalem (KNA) – Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat sich skeptisch mit Blick auf eine palästinensische Eigenstaatlichkeit geäußert, zugleich aber um Unterstützung für die Palästinenser geworben. Sie wollten "in ihrer Würde als Volk anerkannt werden, und das sollte gemacht werden", sagte Pizzaballa, höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch. Die Zwei-Staaten-Lösung bleibe für ihn "die ideale Lösung - die aber immer weniger real erscheint".

 

Der Vatikan erkannte Palästina schon 2015 an; seit 2017 besteht eine palästinensische Botschaft beim Heiligen Stuhl. Die überwiegende Zahl der Christen im Heiligen Land sind Palästinenser.

 

Patriarch Pizzaballa bewertete das Engagement von Papst Leo XIV. im Nahostkonflikt lobend, aber zugleich mit zurückhaltenden Erwartungen. "Er tut, was er tun kann. Auch die vatikanische Diplomatie arbeitet für uns, soweit sie es in dieser schwierigen Situation kann", so der Kardinal. "Was wir tun können: uns in respektvoller Weise, aber mit klarer Sprache äußern", fügte er hinzu. Eine direkte Mediatoren-Rolle des Papstes schloss er aus: "Es ist nicht Aufgabe der Kirche, direkt zu vermitteln. Ihre Aufgabe ist es, bei der Vermittlung zu helfen."

 

Sorge über Extremisten

 

Besorgt äußerte sich Pizzaballa über die Lage im israelisch besetzten Westjordanland. "Die einzigen, die in diesem Moment reden, sind die Extremisten." Es gebe Spannungen und Druck von verschiedenen Seiten, etwa aufgrund wachsender Übergriffe von israelischen Siedlern, hoher Arbeitslosigkeit und eingeschränkter Bewegungsfreiheit für die Palästinenser.

 

Den Krieg im Gazastreifen beschrieb der Patriarch als "Desaster" mit einer "Unmenschlichkeit, die kaum zu begreifen ist". Die militärische Auseinandersetzung ziehe eine menschliche Verwüstung nach sich, eine Verrohung in den Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern. Es gebe "kein Vertrauen mehr, keinerlei menschliches Interesse des einen am anderen". Auch die nationale und internationale Politik scheine unfähig, den Kurs zu ändern.

 

Von den knapp 500 Christen in der Stadt Gaza seien rund zehn dem israelischen Räumungsaufruf gefolgt, die übrigen blieben im Bereich der katholischen Pfarrei, so Pizzaballa. Das Patriarchat leiste den Menschen in dem Komplex soweit wie möglich Hilfe. Der Kardinal gab sich überzeugt, dass es auch in Zukunft eine Christengemeinde in Gaza geben werden.

 

Zeit für Papstbesuch noch nicht reif

 

Einen Papstbesuch in Israel und den Palästinensergebieten sah der Patriarch an Voraussetzungen geknüpft: "Dazu müssen die Bedingungen stimmen, die politischen, die sozialen und religiösen." Man müsse noch "dafür arbeiten, dass es im Heiligen Land ein aufgeschlossenes Klima gibt". Als bisher letztes römisches Kirchenoberhaupt reiste Papst Franziskus (2013-2025) im Mai 2014 nach Jordanien, Palästina und Israel.