Würzburg (KNA) – Können Systeme aus Künstlicher Intelligenz (KI) eine religiöse Autorität haben oder zugesprochen bekommen? Und wie verändern sich Vorstellungen der Beziehung zwischen Mensch und Gott, wenn Maschinen daran beteiligt sind? Mit derartigen Fragen wird sich ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universitäten in Bremen und Würzburg in den nächsten drei Jahren beschäftigen, wie die Uni Würzburg am Dienstag mitteilte.
Spätestens seit der Corona-Pandemie würden Gottesdienste regelmäßig online übertragen, Religionsgemeinschaften nutzten soziale Medien seit vielen Jahren und erste Roboter würden in religiösen Kontexten eingesetzt, heißt es. Derartige Entwicklungen brächten neue, fundamentale Fragen mit sich, sagte die Würzburger Religionspädagogin Ilona Nord. Sie leitet das Projekt zusammen mit der Bremer Professorin Kerstin Radde-Antweiler. Diese sagte, wenn Algorithmen und KI-Systeme zunehmend selbstständig agierten, müsse man überdenken, was die Fähigkeit zum Handeln bedeute. Dies gelte besonders für den religiösen Bereich, der bisher wenig erforscht sei.
13 verschiedene Disziplinen
Die Forschungen finden im Rahmen des Forschungsnetzwerks CARD ("Conceptualizing Agency, Religion and Digitalization") der Deutschen Forschungsgemeinschaft statt. Auch Forscher aus den USA, Schweden, Norwegen und den Niederlanden seien daran beteiligt. Das wichtigste Ziel des Netzwerks sei es, sich auf eine Theorie zu einigen, wie man das Handeln und den Einfluss von Menschen, Religion und digitalen Technologien am besten verstehen und beschreiben könne.
Die Ergebnisse sollen in einem Handbuch veröffentlicht werden, heißt es weiter. Ab Ende 2028 werde es zudem ein größeres, internationales Forschungsprojekt zu diesem Thema geben, für das das Projekt eine wichtige Grundlage schaffe. Insgesamt beteiligten sich Personen aus 13 Fachbereichen daran, unter anderem aus Theologie, Religionswissenschaft, Philosophie, Soziologie, Medienwissenschaften, Informatik und Psychologie.