Frankfurt (KNA) – Drei von vier Menschen in Deutschland sehen den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Das geht aus einer Studie hervor, die das Leibniz-Institut für Medienforschung, das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Mindline Media gemeinsam mit ARD, ZDF und Deutschlandradio im Frühjahr 2025 durchgeführt haben.
Gleichzeitig berichten deutliche Mehrheiten von starkem Zusammenhalt im eigenen Umfeld und von breiten persönlichen Unterstützungsnetzwerken. Im Kreis von Familie, Vereinen, Freundinnen und Freunden oder Kolleginnen und Kollegen erleben 67 Prozent der Befragten ein eher starkes Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammenhalt. Ein ähnlich hoher Anteil (69 Prozent) gibt an, in den vergangenen zwölf Monaten gesellschaftlich oder politisch aktiv gewesen zu sein - etwa durch ehrenamtliches Engagement, die Teilnahme an Demonstrationen oder durch Meinungsäußerungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen per Leserbrief oder Online-Beitrag.
Medien-Bild widerspricht eigener Erfahrung
Wie lässt sich die Diskrepanz zwischen gesamtgesellschaftlicher Sorge und persönlicher Erfahrung erklären? Jan-Hinrik Schmidt vom Leibniz-Institut für Medienforschung verwies bei der Präsentation der Studienergebnisse am Mittwochabend in Frankfurt darauf, dass Menschen die Gesellschaft als Ganzes überwiegend über Medien wahrnehmen, in denen in den vergangenen Jahren "sehr viel über Zusammenhalt" gesprochen werde. Das widerspreche bisweilen ihren Alltagserfahrungen.
Den öffentlich-rechtlichen Medien komme dabei eine besondere Rolle zu. Diese müssten "stärker noch gesellschaftliche Verständigung fördern" und ein Ort sein, "an dem unterschiedliche Ansichten und Weltbilder miteinander ins Gespräch kommen", so Schmidt. Denn laut der Studie erwarten über 80 Prozent der Befragten, dass gerade öffentlich-rechtliche Medien zum Zusammenhalt beitragen. Bei der Frage, welche gesellschaftlichen Einrichtungen einen Beitrag zum Zusammenhalt im Land leisten, landeten ARD, ZDF und das Deutschlandradio auf Platz vier von zwölf genannten Institutionen - nach Sportvereinen, Wissenschaft und dem Bundesverfassungsgericht - und auf Platz eins der genannten Medien.
An der repräsentativen Befragung, die von März bis April 2025 lief, hatten 1.351 Personen ab 14 Jahren in Deutschland teilgenommen.