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Spadaro: Leo XIV. wird nicht mit Angst auf den Synodalen Weg blicken

Bonn (KNA) – Der italienische Jesuit und Publizist Antonio Spadaro erwartet nicht, dass Papst Leo XIV. von vornherein kritisch auf den Reformprozess der Kirche in Deutschland blicken wird. "In diesem Sinn wird Rom unter Leo auf den deutschen Synodalen Weg nicht mit vorurteilsbehaftetem Misstrauen blicken, sondern als Teil eines umfassenderen kirchlichen Prozesses, der mit Geduld und Unterscheidung zusammengehalten werden muss", sagte Spadaro im Interview des Portals "katholisch.de" (Mittwoch).

 

Leo XIV. habe noch als Präfekt des Bischofsdikasteriums den Synodalen Weg in Deutschland aus nächster Nähe verfolgt, so Spadaro weiter. "Seine Sicht ist klar: Spannungen, auch starke, müssen als Zeichen der Katholizität angenommen werden. Es geht nicht darum, die Unterschiede zu glätten, sondern sie mit offenem Herzen anzuhören." Der Papst werde "nicht die Logik der Kontrolle oder der Angst anwenden, sondern versuchen, Polarisierungen in Dialog zu verwandeln - im weiteren Horizont der Weltkirche".

 

Keine Uniformität

 

Synodalität bedeute auch für Leo XIV., gemeinsam unterwegs zu sein und einander auch in den Unterschieden zuzuhören, erklärte Spadaro. Seine internationale Erfahrung mache dem Papst bewusst, dass das, was in einer Teilkirche zähle, in einer anderen nicht ebenso gelten müsse. "Er hat es ausdrücklich gesagt: Was in der Kirche der Vereinigten Staaten wichtig sein könnte, ist in Südkorea vielleicht überhaupt nicht relevant. Darum wird die weltweite Synodalität keine Uniformität sein, sondern das Zusammenleben der Verschiedenheiten, die Geduld der Liebe, ein unruhiges Zusammenleben."

 

Der Untersekretär im vatikanischen Bildungsdikasterium und langjährige Chefredakteur der Zeitschrift "La Civiltà Cattolica" galt als enger Vertrauter des verstorbenen Papstes Franziskus (2013-2025). Im Blick auf Unterschiede oder eine mögliche Kontinuität zwischen beiden Pontifikaten betonte Spadaro: "Leo führt den Weg von Franziskus fort, aber mit eigener Stimme." Franziskus habe eine Methode hinterlassen, Leo XIV. nehme sie auf und führe sie mit seiner augustinischen Verwurzelung weiter. "Franziskus rüttelte am Boot, löste Beben aus, zwang die Kirche, aus sich selbst herauszugehen; Leo erscheint geschmeidiger, sanfter." Und weiter: "Franziskus sprach mit starken Gesten und radikalen Bildern; Leo bevorzugt einen entwaffneten und entwaffnenden Stil, fern jeder muskulösen Kommunikation."