· 

Zwischen Altar und Schreibtisch

Ohne Arbeit am Computer geht es auch für einen Pfarrer längst nicht mehr. Foto: Christoph Gahlau
Ohne Arbeit am Computer geht es auch für einen Pfarrer längst nicht mehr. Foto: Christoph Gahlau

Breitengüßbach (cga) – Das „Alltagsgeschäft“ ist geblieben: Menschen taufen, trauen und auf ihrem letzten Weg begleiten, persönliche Gespräche führen, Gottesdienste feiern. Doch sonst habe sich viel verändert, findet Philipp Janek, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Main-Itz mit Sitz in Breitengüßbach. „Seelsorge braucht gewisse Strukturen“, meint der Priester und ergänzt: „Wir leben ja schließlich nicht im luftleeren Raum.“ Es sind viele Fragen, die den Leitenden Pfarrer aktuell umtreiben, wie beispielsweise: „Wie sind wir Kirche?“ oder „Wo können Menschen anrufen und jemanden erreichen?“ 

 

Doch Alltagsgeschäft heißt natürlich auch viel zu kommunizieren, Absprachen zu treffen und am Schreibtisch zu sitzen. Als Leitender Pfarrer ist Janek auch Chef für das pastorale Team – und in letzter Konsequenz auch für die Mitarbeitenden der kirchlichen Kindertagesstätten. In der Summe aller Mitarbeitenden sind das rund 270 Personen. Janek schätzt, dass sich der Anteil zwischen „Verwaltung“ und „Seelsorge“ jeweils 50 zu 50 aufteilen, wobei diese Frage nicht so einfach zu beantworten sei. Denn natürlich hängen auch Fragen der Verwaltung mit seelsorglichen Anliegen zusammen. Also zusammengefasst in dem Satz: „Wie können wir Kirche im 21. Jahrhundert sein?“

 

Leider läuft eben nicht immer alles rund. Es dauere oft, bis Prozesse abgeschlossen werden könnten, bedauert Janek. Und immer wieder „renne man Leuten hinterher, da man keine Antwort bekomme“. Dies erzeuge auch Frust, räumt der Leitende Pfarrer ein. 

 

Vor knapp vier Jahren kam Janek als Pfarrvikar nach Rattelsdorf. Seit Ende 2024 ist er nun Leitender Pfarrer für den Seelsorgebereich Main-Itz. Ein Seelsorgebereich, der geografisch einerseits an das Obermaintal grenzt, aber zu dem eben auch Städte und Gemeinden vor den Toren Bambergs dazu gehören. Am Vormittag sitzt Janek oft am Schreibtisch und wühlt sich durch den Papierkram. Ab dem späteren Nachmittag und Abend stehen dann oft Gespräche oder Sitzungen auf dem Terminplan. 

 

Und noch eine Veränderung nimmt Janek wahr: Früher war es so, wenn ein neuer Pfarrer ins Dorf kam, dann hatte der einen „Vertrauensvorschuss“. Heute müsse der Pfarrer sich dieses Vertrauen erst „erarbeiten“, ja zeigen, dass „du bist verlässlich, du bist kein Spinner.“ Es habe aber auch den Vorteil, dass der Pfarrer nicht mehr auf dem „hohen Sockel“ stehe, von dem er runterkommen müsse. 

 

Es ist Sonntagvormittag. Die Glocken der Ebinger Pfarrkirche St. Jakobus läuten. Aus vielen Ecken strömen die Gläubigen herbei zum Gottesdienst. Für die meisten Menschen ist der Sonntag arbeitsfrei. Nicht so für Priester, wie Philipp Janek. Er ist in der Sakristei, trifft letzte Absprachen mit Lektoren und Kommunionhelfer. Ein kurzes Gespräch mit dem Organisten über den Liedplan. Und für so manchen Kirchgänger ist es auch eine gute Gelegenheit mit dem Pfarrer vor oder nach dem Gottesdienst ein Schwätzchen zu halten. 

 

Doch Janek stellt sich auch die Frage, wie lange kann diese Versorgung noch aufrechterhalten werden. „Die Fronleichnamsprozession für jedes Dorf wird schwierig“, prognostiziert Janek und sieht gleichzeitig die Herausforderung, nämlich die Menschen zu begleiten und ihnen auch etwas zuzutrauen. 

 

Von großer Bedeutung für das künftige Glaubensleben in den Gemeinden sei, die Selbstverantwortung zu stärken. Und die gebe es nach wie vor, Gruppen, Kreise und Pfarrgemeinderäte, die bereit sind sich zu engagieren und kirchliches Leben mitgestalten. Und Janek nennt gleich noch ein Beispiel: In Breitengüßbach treffen sich Gläubige wöchentlich zum Morgenlob mit anschließendem Frühstück. Dies sei eine Gottesdienstform, bei der er nicht unbedingt zwingend mit dabei sein müsse.

 

Der Weg zum Priester

 

Er selbst sei familiär „vorbelastet“ scherzt Janek, da sein Onkel ebenfalls Pfarrer war. „Ich bin in einem christlichen Umfeld aufgewachsen“, erinnert sich Janek. Der Glaube sei ein ganz normaler Bestandteil des Alltags gewesen und eben „keine Sonderwelt“. So sei in ihm der Wunsch herangewachsen Priester zu werden. Es gab bei ihm nicht den „berühmten Paulus-Moment“, wo sich die Berufung geklärt habe. „Das hat sich viel mehr organisch entwickelt.“ Trotz allem war Janek zunächst in seiner Heimat zurückhaltend, als er ins Propädeutikum – dem Vorbereitungsjahr auf das Theologiestudium – nach Bamberg ging. „Ich wollte mich von Erwartungen nicht unter Druck setzen lassen“, erinnert er sich. Die Erfahrungen und vor allem die Kontakte von seinem anschließenden Theologie-Studium in Erfurt möchte Janke nicht missen. Bis heute sind Kontakte geblieben, die „stärken und Halt geben und auch mal einen guten Ratschlag übrighaben“.

 

Priester geworden ist Janek, weil er als Seelsorger die Menschen begleiten will, „ihnen eine Perspektive für das Leben geben, die zu Freude, Hoffnung und Zuversicht führen kann“. 

 

Gerade angesichts der schwierigen Zeiten mit den vielen Krisen in Nahost und der Ukraine, dem unberechenbaren US-Präsidenten. Es gehe auch darum zu zeigen, dass eben der Glaube auch Hoffnung geben könne und nicht all die schrecklichen Nachrichten zu viel Platz im Leben einnehmen. Und natürlich den eigenen Glauben, der als wertvoll empfunden wird, weiterzugeben. Diesen Glauben nach dem Evangelium zu Leben empfindet Janek als Kraft und als Ermutigung, auch für sein eigenes Leben. Gerade die prägenden Zeiten, also die Advents- und Weihnachtszeit sowie die Fasten- und die Osterzeit sind für Janek „aufbauende Zeiten.“