Salzburg (KNA) - Der CDU-Politiker Armin Laschet sieht in der aktuellen Weltlage die Kirche gefordert. In einer von Kriegen, autoritären Tendenzen, sozialer Kälte und Klimawandel bedrohten Welt brauche es "die Kirche als Ort, wo Menschen Trost und Zuspruch finden", sagte Laschet in einem Interview der Salzburger Kirchenzeitung "Rupertusblatt" (aktuelle Ausgabe). Umso bedauerlicher sei es, dass die Stimme der Kirche derzeit so schwach sei und sie zu sehr mit sich selbst und ihren Strukturen beschäftigt sei.
Der frühere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen warnte vor einer zunehmenden Polarisierung in Gesellschaft und öffentlicher Debatte. "Wir neigen immer mehr dazu, Schwarz-Weiß-Debatten zu führen und unterschiedliche Meinungen nicht mehr zuzulassen". Soziale Medien verstärkten diese Entwicklung zusätzlich. "Da brauchen wir ein neues Miteinander, um Debatten wieder richtig zu führen."
Gemeinwohl "von großer Bedeutung"
Der Mensch sei nicht nur ein freiheitsliebendes Individuum, sondern auch sozial auf andere bezogen, so Laschet. Deshalb brauche es politische und gesellschaftliche Maßnahmen, um familiäre und zwischenmenschliche Verantwortung zu stärken. Gerade der Begriff des Gemeinwohls, der aus der katholischen Soziallehre stamme, sei "nichts Altes, nichts Überholtes, sondern gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung".
Dabei spiele die Kirche eine wichtige Rolle: "Es gibt keine Autorität, keine Institution, die sich dem Gemeinwohl so verpflichtet fühlt wie die Kirche", betonte Laschet. Er zeigte sich zuversichtlich, dass dabei mit Papst Leo XIV. neue Impulse gelingen könnten.
Laschet hält am 10. August den Festvortrag zum Abschluss der Salzburger Hochschulwochen. Deren diesjähriges Thema lautet "Was uns leben lässt ... und was uns (vielleicht) vergiftet."