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Erzbischof Heße: Merkels Flüchtlingspolitik verhinderte Katastrophe

Hamburg (KNA) – Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße hat Angela Merkels Aussage "Wir schaffen das" aus dem Jahr 2015 verteidigt. Der Satz sei eine Ermutigung für Geflüchtete und Helfer gewesen und habe eine größere humanitäre Katastrophe verhindert, sagte er in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Hätte Merkel gesagt: 'Das geht alles gar nicht', wären die Flüchtlinge wohl in eine viel größere humanitäre Katastrophe hineingeschlittert", so der Hamburger Erzbischof und Sonderbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen. Dass Merkel damals die Grenzen offen gehalten habe, sei alternativlos gewesen.

 

Heße sieht nach eigenen Worten Erfolge bei der Aufnahme von Flüchtlingen in den vergangenen zehn Jahren. Viele Geflüchtete, insbesondere aus Syrien, seien gut integriert, hätten Arbeit gefunden und seien eingebürgert worden. "Wir haben sicher nicht alles geschafft. Aber wir haben viel geschafft, und das verdient Anerkennung."

 

"Scheinlösungen helfen nicht weiter"

 

Kritisch beurteilte er den harten Migrationskurs der neuen Bundesregierung. "Eine aufgeheizte Debatte und populistische Scheinlösungen helfen nicht weiter", sagte Heße. Für problematisch halte er insbesondere die Aussetzung des Familiennachzugs für bestimmte Geflüchtete, weil gerade dieser die Integration fördere.

 

Der Erzbischof plädierte dafür, gemeinsam mit anderen Ländern pragmatische Lösungen zu finden. "Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, eine gerechte und faire Verteilung zu erreichen." Die im vergangenen Jahr beschlossene EU-Asylreform bezeichnete er als wichtigen Kompromiss. Zugleich äußerte er die Befürchtung, dass in den geplanten Aufnahmelagern an den Außengrenzen haftähnliche Bedingungen herrschen könnten.

 

Kirche investiert 1,2 Milliarden

 

Die katholische Kirche in Deutschland hat laut Heße seit 2015 rund 1,2 Milliarden Euro für die Flüchtlingshilfe bereitgestellt, davon 40 Prozent in Deutschland und 60 Prozent international, vor allem in den Herkunftsländern. Derzeit engagierten sich etwa 5.000 Hauptamtliche und 35.000 Ehrenamtliche auf diesem Feld.

 

Angesichts zunehmender globaler Konflikte und klimabedingter Migration sieht der Geistliche Flucht und Migration als zentrale Probleme der Zukunft. "Migration wird vielleicht neben dem Klimawandel die größte Herausforderung der Menschheit werden. Daran dürfen die Gesellschaft und auch die Kirche nicht vorbeischauen."