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"Wir feiern die Menschlichkeit"

Forchheim (bp/hbl) – Mit einer Feierstunde, einem Pilgerweg der Hoffnung gegen soziale Ausgrenzung, der Ehrung engagierter Ehrenamtlicher und natürlich der Einladung zu Begegnung und gemeinsamen Essen feierte der ökumenische Sozialladen – „Der andere Laden“ – seinen 25. Geburtstag.

 

Eine „unglaublich wichtige Einrichtung“, die heute noch dringender gebraucht wird als vor 25 Jahren. Da sind sich Caritas Geschäftsführer Peter Ehmann und der evangelische Dekan Pfarrer Enno Weidt einig. Das gemeinsame Projekt von Caritas, Diakonie und Kirchengemeinden in Stadt und Landkreis Forchheim ist weit mehr als ein Laden mit günstigen Lebensmitteln. Er bietet Begegnung, ist Beratungsangebot, Beschäftigungsprojekt und für viele erste Anlaufstelle. 

 

Verbundenheit

 

Und der ökumenische Sozialladen zeigt Verbundenheit, denn zahlreiche katholische und evangelische Kirchengemeinden sind mit Caritas und Diakonie in einem Kuratorium zusammengeschlossen, das die Geschicke des Ladens gestaltet. Auch war und ist der Andere Laden immer wieder Impulsgeber, wie zum Beispiel für Mittagstische, die von hier aus gegründet wurden. 

 

Da es in Forchheim kein Tafel-Angebot gab, sollte in Forchheim ein eigenes Angebot entstehen, blickte Peter Ehmann in einem Pressegespräch zurück. Der Laden neben dem Caritashaus an der Birkenfelder Straße war freigeworden und konnte mit Lotteriemitteln gekauft werden. Mit den evangelischen Pfarreien an Bord ging es 2000 mit einem eigenen Konzept, das sich von dem der bundesweit aktiven Tafeln unterscheidet, los. Mit der Prüfung der Bedürftigkeit durch Caritas-Mitarbeitende erhalten die Kunden grundsätzlich eine soziale Beratung. Je nach Bedarf kann geholfen oder weitere Unterstützung organisiert werden. Die anschließend ausgestellte Einkaufskarte berechtigt zum Einkauf der Lebensmittel mit stark reduzierten Preisen. Keine Almosen, sondern ein würdevoller, selbstbestimmter Einkauf wird somit ermöglicht. 

 

Im vergangenen Jahr wurden 380 Einkaufskarten ausgestellt, weiß Susanne Zapf, Koordinatorin des Ökumenischen Sozialladens. Im Jahr 2023 waren es „nur“ 261. Etwa zehn Prozent der Einkaufskarten gingen in der Regel an Einzelpersonen, der Rest an Familien mit drei bis vier Personen. Somit profitierten einmal pro Woche rund 1000 Menschen vom vergünstigten Einkauf. Die Karten behielten ab Ausstellungsdatum ein Jahr lang ihre Gültigkeit und hätten einen farbigen Punkt. Je nach Farbe dürfe der Kunde an einem der drei Öffnungstage einkaufen. Alle viertel Jahre wird gewechselt, damit nicht immer die gleichen Kunden an den gleichen Tagen einkaufen müssen. „Am Montag ist ja zum Beispiel wenig Brot im Angebot“, erläutert Susanne Zapf.

 

Für Notfälle oder Durchreisende gebe es aber auch noch ein Regal im Caritashaus mit haltbaren Lebensmittel.

Bislang musste niemand abgewiesen werden, nur in zwei Fällen bestand im vergangen Jahr kein Anspruch. Eine Warteliste wie in mittlerweile vielen Tafelläden, gebe es in Forchheim nicht. Doch gehe das Angebot an gespendeten Lebensmitteln zurück. „Die Planung in den Geschäften wird immer besser“, weiß Peter Ehmann. Immer weniger Waren blieben übrig. Vor allem Wurstwaren und Joghurts fehlten „dank“ besserer Logistik fast immer. Ehrenamtliche Fahrer können derzeit etwa 16 Spendengeschäfte anfahren, um Waren abzuholen, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen. 

„Wir verteilen den Überfluss“, sagt Ehmann. Zugekauft werden soll aber auch in Zukunft nichts. So wie Kunden und Spenden sich immer wieder verändern, werde das Angebot sich verändern. So gab es Zeiten, in denen bis zu 1800 Menschen über den Sozialladen erreicht wurden, der an fünf Tagen in der Woche geöffnet hatte. 

 

Selbst während der Coronazeit blieb das Angebot erhalten und der Laden geöffnet. Und wer selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte, dem wurden Lebensmittel geliefert. Seitdem habe sich der Kundenstamm verändert, viele der Älteren sei nicht mehr gekommen. Bedingt durch Kriege und die weltpolitische Lage kämen derzeit viele Menschen aus Syrien und der Ukraine in den Sozialladen. 

 

Und: „Viele Deutsche haben Angst, hier gesehen zu werden“, weiß Gerhard Erlwein, der seit sechs Jahren seine Berechtigungskarte hat. Er selbst sei auch schon angesprochen worden, doch das störe ihn nicht. „Da stehe ich drüber“, sagt der 66-Jährige. Der Laden helfe einem. „Andere helfen einem nicht“. Er beklagt vor allem die Bürokratie der Behörden, die den Zugang zu Hilfen erschwere und nicht nur für Ausländer oft unverständlich und schwer nachvollziehbar sei. Er sei sehr froh über die Möglichkeit im Sozialladen verbilligt einkaufen zu können. Rund 150 Euro spare Erlwein so im Monat. Damit komme er ganz gut über die Runden. „Ich habe aber auch kein Auto“, sagt er und fügt hinzu: „Als Dialyse-Patient rauche ich auch nicht und trinke nichts“. Das spare auch.

 

„Der Sozialladen hilft die Existenz zu sichern“, betont auch Caritas-Geschäftsführer Ehmann. „Die Diskussionen auf dem Rücken der Bürgergeldempfänger sind unfair“. Stromsperren, die es auch in Haushalten mit Kindern immer wieder gebe, steigende Mietkosten – das sind laut Ehmann wichtige Themen. Deshalb habe der Ökumenische Sozialladen eine wichtige Funktion. Nicht nur da er die Menschen direkt unterstützt, ein Anker für sie sei, sondern auch da er in der Gesellschaft deutlich mache, dass etwas schief läuft. Ehmann verwies auf Papst Leo XIV. der betont, dass es eine Frage der Gerechtigkeit sei den Armen zu helfen noch bevor es eine Frage der Nächstenliebe ist. 

 

Dass seit 25 Jahren geholfen werden kann, solidarisch und menschlich, dass wurde nun mit zahlreichen Ehrenamtlichen, Unterstützern und natürlich mit den Kunden gefeiert. Im Innenhof des Caritashauses an der Birkenfelder Straße gleich neben dem Sozialladen war kein Platz mehr frei. 

 

Caritasvorstand Peter Ehmann begrüßte die über 170 Gäste und ging auf die abwechslungsreiche Entwicklung des Sozialladens im vergangenen viertel Jahrhundert ein. Neben dem ökonomischen Vorteil für die Kunden bedeute der Sozialladen für viele Menschen auch einen sozialen Treffpunkt und verhindere das Herausfallen aus sozialen Bezügen. 

 

Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein und die stellvertretende Landrätin Barbara Poneleit waren im Anschluss Gesprächspartner beim Sozialtalk unter der Moderation von Caritassozialpädagogin Kathrin Heck. Kirschstein machte auf das Missverhältnis aufmerksam, dass zwar 600 Menschen im Stadtgebiet eine Wohnung suchen würden. Dagegen aber auch 800 Wohnungsleerstände stünden. Er forderte Anreize zu schaffen für private Vermieter, damit eine höhere und zügigere Bereitschaft zum Vermieten entstehen kann. Barbara Poneleit ging in Ihren Ausführungen auf die positive Wirkung von Kirchweihen und Dorffesten ein. Diese würden durch ihre Offenheit und Niederschwelligkeit ein Beitrag zur Integration und Prävention von Vereinsamung darstellen. 

 

Die beiden Geistlichen Knut Cramer und Michael Gehret luden im ökumenischen Dankgebet die Gäste ein, besonders auf die große Bedeutung eines guten Umgangs miteinander und gegenseitiger Wertschätzung zu achten. Die Koordinatorin des Ökumenischen Sozialladens, Susanne Zapf, würdigte das große Engagement der knapp 50 ehrenamtlichen Helfer. Diese verschenken viel Zeit, haben ein offenes Ohr und helfende Hände.