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"Ein Projekt mit Vorbildcharakter"

Sie kennen sich auf der Baustelle bestens aus: Gymnasial-Schulleiter Stephan Reheuser (v.l.), Hans-Dieter Franke, der Leiter des Hauptabteilung Schule im Erzbistum Bamberg, Realschulleiterin Barbara Hauck und Diözesanarchitekt Gino Dal Fabbro. Foto: kem
Sie kennen sich auf der Baustelle bestens aus: Gymnasial-Schulleiter Stephan Reheuser (v.l.), Hans-Dieter Franke, der Leiter des Hauptabteilung Schule im Erzbistum Bamberg, Realschulleiterin Barbara Hauck und Diözesanarchitekt Gino Dal Fabbro. Foto: kem

Bamberg (kem) – Von den alten Gebäuden stehen teilweise nur noch die Fassaden, der Pausenhof sieht eher aus wie das Außengelände eines Baustoffhandels und die künftigen Klassenzimmer haben weder Fenster noch Türen. Kein Wunder, befinden wir uns doch auf einer der aktuell wohl größten Baustellen im Stadtgebiet Bamberg. 

 

Seit 2019 zieht das Erzbistum Bamberg zwischen Vorderer Graben und Holzmarkt den Neubau der Maria-Ward-Schulen (MWS) hoch. Fünf Stockwerke – davon zwei unter der Erde – werden hier errichtet, um künftig die Schülerinnen der Realschule und des Gymnasiums wieder am alten Standort zu beherbergen. 

 

Rückblick: Bereits 2010 wurde mit einer Ausschreibung für die Maria-Ward-Schulen begonnen. Damals war noch von einer Generalsanierung die Rede. Doch nach und nach stellte sich heraus, dass ein teilweiser Neubau einfacher zu realisieren sei. „Die Statiker machten uns deutlich, dass die jüngsten Schulgebäude aus den 50er Jahren leider die schlechteste Substanz aufwiesen,“ erklärt Realschulleiterin Barbara Hauck.

 

Dem Erzbistum dankbar

 

Nachdem dann der Erweiterungsbau bis 2017 fertiggestellt und bezogen wurde, begann die große Baustelle auf dem Gelände der Englischen Fräulein. „Ich bin dem Erzbistum bis heute dankbar, dass es mit der Entscheidung zum Neubau eine klare Aussage zugunsten unserer Schulen getroffen hat, damit wir unser Profil der anderen Lernwelt – ,überzeugend christlich‘ – weiter umsetzen können“, so Hans-Dieter Franke, der Leiter des Hauptausschusses Schule in der Erzdiözese. 

 

Dass dieser Neubau auch am gleichen Ort stehen konnte, stand damals übrigens lange auf der Kippe. Sogar eine räumliche Trennung der beiden Schularten stand im Raum. „Aber das Miteinander der Schultypen und die 300-jährige Geschichte hier bei den Englischen Fräulein machten eine Teilung unvorstellbar“, blickt Franke zurück.

 

Ein Neubau in den engen Straßen des Welterbes zwischen denkmalgeschützten Gebäuden und mit der Sanierung und dem Erhalt von vier Einzeldenkmälern machte die Arbeit von Diözesanarchitekt Gino Dal Fabbro sicher nicht leichter. Aber er blickt trotzdem voller Stolz auf das bisher Erreichte. „Wir bauen hier eine Schule, die in den nächsten Jahren durchaus auch Vorbildcharakter haben wird“, so der Architekt. 

 

Bis es aber soweit ist, ist noch viel zu tun. Aktuell laufen die letzten Arbeiten am Rohbau. Spätestens im September sollen die Fenster eingebaut werden, damit dann der Innenausbau losgehen kann. „Wir rechnen damit, dass bis Jahresende 2026 alle Arbeiten beendet sein sollen“, so Dal Fabbro. Momentan tummeln sich auf der Baustelle fünf bis sechs Firmen. Das wird sich aber vervielfachen sobald mehrere Gewerke – vom Bodenleger über den Elektriker bis zum Maler gleichzeitig am und im Neubau arbeiten. „Aktuell war ich zwei- bis dreimal in der Woche auf der Baustelle, wenn es an den Ausbau geht, werde ich wohl täglich hier sein“, vermutet der Architekt. Sein Büro will er trotzdem nicht am Vorderen Graben aufschlagen. „Ich laufe gerne ein bisschen.“

 

Auch für Barbara Hauck und Stephan Reheuser – die beiden MWS-Schulleiter – wird es nun immer spannender. Die beiden sind gewissermaßen Bauherren, verfolgen das Geschehen in der Nachbarschaft genau und sprechen auch viel mit. „Es ist bemerkenswert, wie offen der Austausch über das Projekt mit uns stattfindet“, lobt Gymnasialchef Reheuser die Zusammenarbeit mit dem Architekten. „Es wird sicher ein Bau werden, der komplett auf unsere Bedürfnisse abgestimmt ist.“

 

Auch beim Baustellenrundgang merkt man die Vorfreude der beiden. Jeder Raum – so rudimentär er gerade noch sein mag – wird begutachtet. Von der Turnhalle im zweiten Untergeschoss über das Lehrerzimmer bis zum Meditationsraum unter dem Dach wissen Hauck und Reheuser Bescheid. „Da bekommt man richtig Lust auf die Schule“, so Hauck beim Besichtigen des Rohbaus.

 

Gerade jetzt im Rohzustand ist noch schön zu sehen, wie der Siegerentwurf aus dem Architektenwettbewerb aus dem Architekturbüro H2M aus Kulmbach und bei dem die Bauabteilung des Erzbistums als eine Art Projektsteuerung involviert ist, alte, denkmalgeschützte Gebäude mit den neuen verschränkt. Da ist die große, helle Mensa, die durch riesige Fensterfronten den Schülerinnen künftig viel Licht bietet, wenn sie das Mittagessen aus der hauseigenen Kantine zu sich nehmen. Da sind die Außenmauern, die durch ein ausgeklügeltes System die Temperatur sowohl im Winter als auch im Sommer durch das vorhandene Grundwasser mit regulieren können. Da sind aber auch Treppenhäuser, deren geschwungene Geländer an das alte Schulhaus erinnern. Oder auch der ehemalige Gymnastikraum mit den Säulen in der Mitte, der künftig als Bibliothek fungieren wird. 

 

Generalstabsmäßige Planung

 

Wenn dann alles gut läuft, soll im ersten Quartal 2027 der Umzug in die neuen Räumlichkeiten stattfinden. Doch wie wird das Ganze vonstatten gehen? Denn, wenn eine halbe Schule bewegt wird, muss das generalstabsmäßig geplant werden. „Wir werden sehr viel Mobiliar aus dem Village wieder mit in den Neubau nehmen“, kündigt Hans-Dieter Franke an, denn immerhin wolle man auch beim Umzug nachhaltig denken. Und auch über den genauen Zeitpunkt des Umzugs muss intern noch diskutiert werden. „Es macht keinen Sinn für uns, mit der ganzen Schule umzuziehen, wenn im gleichen Zeitraum noch Schulaufgaben oder Ähnliches geschrieben werden. Denn wir müssen schon davon ausgehen, dass nicht gleich alles in den neuen Räumlichkeiten wieder zu 100 Prozent funktioniert“, erklärt Barbara Hauck, die von einem Umzug rund um das Zwischenzeugnis ausgeht.

 

Auch der Rahmen, in dem der Umzug stattfinden soll, ist noch nicht ganz klar. Blickt man zurück, als die Schule von der Edelstraße an den Heinrichsdamm zog, war das auch für die Stadt Bamberg ein kleines Ereignis. „Damals sind wir in einem Zug mit allen Schülerinnen in unser Ausweichquartier gelaufen. Und eines ist sicher: Geräuschlos werden wir auch diesmal nicht einziehen“, kündigt Stephan Reheuser an. 

 

Natürlich wird es dann auch eine kleine Einweihungsfeier geben und die beiden Schulleiter hoffen, dass auch Erzbischof Herwig Gössl sich die Ehre gibt, und das neue Schulhaus unter Gottes Segen stellt. Doch nicht nur Lehrkräfte und Schülerinnen blicken mit Spannung auf die Zeit, wenn der Neubau endlich fertig ist. Auch die Nachbarschaft will informiert und mitgenommen werden. „Wir planen hier unter anderem einen Tag der offenen Tür für unsere Nachbarn, die in den letzten Jahren schon viel ertragen mussten“, erklärt Stephan Reheuser. Vor allem danken die Verantwortlichen der Maria-Ward-Schulen, den Schwestern der englischen Fräulein, die über Jahrhunderte in dem Haus arbeiteten und wirkten und nun seit Jahren die Baustelle in nächster Nähe erlebten. „Das kann man den Schwestern nicht hoch genug anrechnen. Immerhin ist es ihr Lebenswerk gewesen, an dem wir nun seit vielen Jahren arbeiten“, freut sich Hans-Dieter Franke über das Verständnis der Nonnen, die natürlich auch zur Eröffnung eingeladen werden.

 

Doch bis dahin ist noch viel zu tun. Damit Architekt Gino Dal Fabbro den Zeitplan nie aus den Augen verliert, hat er zuhause vorgesorgt – mit internem Druck aus der eigenen Familie. „Meine Tochter wird im Schuljahr 2027/2028 die Schule wechseln und will unbedingt ans Maria-Ward-Gymnasium. Also sagt sie schon, dass es bis dahin fertig sein muss.“ Und momentan sieht alles danach aus, dass ihr Papa das auch schafft.