Würzburg (KNA) – Neue Hilfe für Betroffene von geistlichem Missbrauch im Bistum Würzburg: Bischof Franz Jung hat einen Beauftragten sowie zwei Ansprechpersonen für Missbrauch geistlicher Autorität ernannt. Das teilte die Diözese am Mittwoch mit.
Beauftragter ist laut Mitteilung nun der Theologe Jürgen Lohmayer (62). Er leitet die diözesane Abteilung Glaube und Leben. Die Ansprechpersonen sind der Pädagoge Richard Hübner (65) sowie die Theologin und Pädagogin Katharina Schmelter (68). Das Team ist über die Internetseite geistlicher-missbrauch-wuerzburg.de erreichbar.
Gravierende Folgen
Lohmayer sagte, geistlicher Missbrauch könne gravierende Folgen haben: "Insbesondere psychisch-emotionale Verletzungen sind da zu nennen wie Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühle, emotionale Leere. Betroffene verlieren oft nicht nur den eigenen Glauben, sondern grundsätzlicher die Fähigkeit, sich und anderen Menschen zu vertrauen." Auch zu Schlafstörungen, Bluthochdruck, Depressionen und Vereinsamung könne es kommen.
Er räumte ein, mit der neuen Anlaufstelle "gewissermaßen Niemandsland" zu betreten. Unklar sei beispielsweise, was geschehe, wenn Betroffene strukturelle oder personelle Konsequenzen forderten. "Denn anders als in Fällen sexualisierter Gewalt sind Übergriffe im geistlichen Bereich weder strafrechtlich noch kirchenrechtlich bisher ein Straftatbestand", sagte Lohmayer.
Was ist geistlicher Missbrauch?
Der Beauftragte betonte, die Ansprechpersonen könnten Betroffenen bei der Einordnung des Erlebten helfen. Sie erläuterten auch mögliche weitere Schritte. "Gerade für belastende Situationen kann es hilfreich sein, über zusätzliche Dienste der psycho-sozialen Versorgung aufzuklären oder weitere geistliche Begleitung anzubieten."
Als geistlicher oder spiritueller Missbrauch gelten die Manipulation und Ausnutzung von Menschen im Namen Gottes und im Kontext religiösen Lebens. Dabei werden in der Seelsorge, etwa bei der Beichte oder geistlichen Begleitung, aber auch in geistlichen Gemeinschaften, Menschen bevormundet, entmündigt und oft gegen andere abgeschirmt.