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Patriarchen beklagen Hunger in Gaza - "Unsinn" stoppen

Jerusalem (KNA) – Hunger und Mangelernährung sind nach Worten des Lateinischen Patriarchen, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, im Gazastreifen allgegenwärtig. Der Hunger sei einer der stärksten und schwierigsten Eindrücke ihres Besuchs vor Ort, so Pizzaballa und sein griechisch-orthodoxer Amtsbruder, Patriarch Theophilos III. bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Jerusalem. Am Wochenende hatten sie gemeinsam das Kriegsgebiet besucht.

 

"Schweigen angesichts des Leidens ist Verrat am Gewissen", wandte sich Theophilos II. an die internationale Gemeinschaft. In Gaza seien sie "einem Volk begegnet, das unter der Last des Krieges zusammengebrochen ist, aber dennoch das Bild Gottes in sich trägt". Auch Pizzaballa sprach von "der Würde des menschlichen Geistes, der sich nicht auslöschen lässt", inmitten der Zerstörung.

 

Überall hungernde Menschen

 

Hungernde Menschen am Straßenrand, "ältere Menschen, Frauen, junge Männer" und Menschen, die in der Sonne in langen Schlangen warteten, in der Hoffnung auf etwas zu Essen: So beschrieben die beiden Kirchenführer die Realität, derer sie Zeugen geworden seien. "Man muss den Hunger sehen. Überall, wo man hinschaut, wird man angesprochen, Menschen, Kinder bitten um Brot", so Pizzaballa. Dieses sei jedoch wie alles andere in Gaza schwer zu erhalten und die Preise seien astronomisch.

 

Damit werde humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen eine Frage von Leben und Tod. "Sie zu verweigern ist keine Verzögerung, sondern ein Urteil", so der italienische Franziskaner, der angesichts der Lage von einer "moralisch inakzeptablen und nicht zu rechtfertigenden" Demütigung sprach.

 

Patriarch kritisiert Medienberichte

 

Pizzaballa kritisierte fehlerhafte Medienberichte, die Patriarchen seien mit 500 Tonnen Hilfsgütern nach Gaza eingereist. "Als leider berichtet wurde, dass wir mit Lebensmitteln ankommen würden, kamen viele Menschen zu den Kirchen, um zu sehen, wo die Lebensmittel sind." Tatsächlich hätten sie "kein einziges Gramm Vorräte mitgebracht", so Pizzaballa. Zwar habe man die Genehmigung zur Einfuhr von 500 Tonnen Hilfsgüter erhalten. Es sei jedoch technisch unmöglich, einen solchen Transport innerhalb weniger Stunden zu organisieren. Gegenwärtig werde "an der Umsetzung der Genehmigung" gearbeitet.

 

Der jordanische Prinz Hassan bin Talal lobte unterdessen das Engagement der Kirche in Gaza, die den Menschen vor Ort, Christen wie Muslimen, bedeutende humanitäre Hilfe und Unterstützung geleistet habe. In einer Botschaft an Pizzaballa sprach er der katholischen Kirche sein Beileid für die Opfer des israelischen Beschusses auf die katholische Kirche von Gaza aus. Die anhaltenden Angriffe auf Gotteshäuser und friedliche Gläubige seien "schwere Verbrechen, die für jedes menschliche Gewissen inakzeptabel sind".

 

Ende des Krieges - "Unsinn" stoppen

 

Wie die Zukunft für die Christen in Gaza aussehen könne, sei noch zu früh zu beurteilen, sagte Pizzaballa. Gegenwärtig reagiere man auf Notfälle. Oberste Priorität, wiederholte der Patriarch mehrere Male, sei ein Ende des Kriegs und der Zerstörung. Entsprechend gelte ihr Aufruf an alle politischen Führer, proaktiv eine Rolle einzunehmen, um "diesen Unsinn" zu stoppen.