
Vierzehnheiligen (ku) – Sie sind seit 25, 50, 60, 65 und sogar 70 Jahren Priester – eine Zahl, die nach den Worten von Erzbischof Herwig Gössl Respekt vermittelt. „Vermutlich staunt Ihr selbst darüber, wie schnell die Jahre vergangen sind und Ihr zum Jubilar geworden seid“, sagte der Bamberger Oberhirte am vergangenen Freitag in seiner Predigt während des Festgottesdienstes, den Gössl zusammen mit den Priesterjubilaren des Jahres 2025 feierte. Unter den Jubilaren waren auch Erzbischof em. Ludwig Schick und der frühere Stadtdekan von Nürnberg, Prälat Theo Kellerer.
Die „gewaltigen Zahlen“ stünden laut Erzbischof Herwig aber auch für die Erfahrungen, die die Geistlichen in dieser Zeit gemacht haben in ihren priesterlichen Dienst. Gössl: „Auch dieser Reichtum an Erfahrung lässt Ehrfurcht wachsen und ist der Grund für die große Danksagung der Eucharistie, die wir heute feiern.“
Dass der Festgottesdienst gerade am Gedenktag des heiligen Benedikt gefeiert werde, sei ein guter und glücklicher Zufall, so der Erzbischof. So sei es der Kirchenlehrer, der immer wieder in die Tiefe führen wolle, „dass wir nicht bei dem stehen bleiben, was man sieht“. So nehme der Jubiläums-Blick auf ein Leben oft die großen, sichtbaren und messbaren Erfolge in den Fokus und rücke in den Mittelpunkt, was alles gebaut, renoviert wurde, welche Innovationen in Gang gesetzt wurden. „Doch wir wissen alle“, führte Erzbischof Herwig Gössl aus, „diese Kriterien sind schon bei jüngeren Jubilaren nicht mehr sehr sinnvoll anzulegen.“
Die älteren Mitbrüder würden hingegen momentan erleben, wie manches, das sie in guten Zeiten aufgebaut haben, inzwischen verfalle oder zum Problem werde. Gössl: „Wir sind inzwischen kirchlich nicht mehr in einer Aufbau-, sondern in einer Rückbauphase angekommen, und eine solche Entwicklung ist sehr schmerzhaft.“ Unwillkürlich stelle sich wahrscheinlich jeder dann die Frage, ob sein ganzes Tun und Schaffen sinnvoll gewesen ist.
In diesem Zusammenhang und mit Blick auf den heiligen Benedikt lud Herwig Gössl dazu ein, den Blick mit in die Tiefe zu richten, „dorthin, wo Seelsorge passiert, wo Menschen mit ihren Lebensfragen, ihren Sehnsüchten, Hoffnungen und Ängsten dastehen und in Berührung kommen wollen mit der Frohen Botschaft“. Der Erzbischof weiter: „Niemand von uns weiß, wie vielen Menschen durch ein tröstendes Wort, durch eine überzeugende Haltung, durch die Feier eines Gottesdienstes oder durch das Mit-Aushalten einer unerträglichen Situation geholfen wurde.“
Niemand könne die Auswirkungen des eigenen seelsorgerlichen Handelns ganz genau feststellen und nachvollziehen. Das Meiste geschehe im Verborgenen und ohne, dass jemand groß darüber erzähle. Erzbischof Herwig: „Aber in dieser Verborgenheit werden die eigentlichen Kathedralen des Glaubens gebaut, in denen Menschen Geborgenheit und Heimat finden.“ Er räumte aber auch ein, dass durch manches Handeln das Gegenteil bewirkt worden sei, dass Menschen verletzt, gekränkt oder verängstigt wurden.
Nach Gössls Worten können die wahren Früchte des Lebens nur gefunden und geerntet werden, „wenn wir selbst immer auf der Suche bleiben nach Gott. Wenn wir seine Nähe suchen und alles Entscheidende von ihm und nicht von unseren eigenen guten Ideen erwarten“. So könne das ganze Leben fruchtbar sein, mit den äußeren Erfolgen und Misserfolgen, mit den eigenen Fähigkeiten und Grenzen. An die Jubilare gerichtet sagte der Bamberger Oberhirte, dass sie ihre Kraft und ihre Begabungen Gott zur Verfügung gestellt und den Auftrag entgegengenommen hätten, ihr Leben unter das Geheimnis des Kreuzes zu stellen.
So müsse der Jubiläums-Blick laut Gössl eigentlich die Kreuzes-Momente des Lebens vor allem berücksichtigen, „denn nach der Überzeugung unseres christlichen Glaubens sind wir genau dort dem Herrn besonders nahe“. Wo die Erfahrung der eigenen Ohnmacht am stärksten seien, „dort sind wir dem Gekreuzigten am nächsten, dort kann auch Ostern werden“. Und aus dieser zentralen Hoffnung des christlichen Glaubens erwachse Hoffnung, „eine Hoffnung, die wir so dringend brauchen angesichts all der erschreckenden Veränderungen um uns herum“. Von dieser Hoffnung dürften die Priester Zeugnis geben durch ihr Leben und Handeln.
Im Gottesdienst erneuerten die Jubilare ihr Treueversprechen, dass sie einst bei ihrer Weihe dem Erzbischof gegeben hatten. Und am Ende dankte Leitender Pfarrer Marcel Jungbauer (Erlangen) im Namen der Jubilare nicht nur dem Erzbischof dafür, dass er mit ihnen den Gottesdienst gefeiert habe, sondern auch dafür, dass er immer ein offenes Ohr für seine Priester habe. Jungbauer dankte aber auch seinen Mitbrüdern für die Gemeinschaft während der Exerzitienwoche in Vierzehnheiligen und darüber hinaus, sei es doch diese Gemeinschaft, die
einen jeden in seinem Dienst trage.