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"Alle haben ihr Herz ausgeschüttet"

Nürnberg (sm) – „Alter, das ist doch der Klima-Pfarrer aus dem Fernsehen“, ruft ein Häftling über den Gefängnishof der Justizvollzugsanstalt Nürnberg. Schnell ist der Promi-Gefangene umringt von Häftlingen und wird ausgefragt. Ob er als Priester wirklich das Schweigerecht habe? „Entsprechend klagten viele vertrauensvoll ihr Leid und baten mich, nach meiner Entlassung davon zu erzählen“, berichtet Jörg Alt vor kurzem im gut besuchten CPH. Doch nicht nur die Gefangenen, sondern auch die Angestellten der JVA kamen mit ihm ins Gespräch. „Alle haben ihr Herz ausgeschüttet.“ So entstand ein ausführlicher Bericht mit dem Titel „Ein Jesuit im Gefängnis“ über die 25 Tag seiner „Ersatzfreiheitsstrafe“. 

 

Der Bericht, den Pater Alt nun erstmals präsentierte, beleuchtet nicht seine persönlichen Erlebnisse, sondern richtet den Fokus auf strukturelle Fragen des Strafvollzugs. Er thematisiert unter anderem die Lebensrealität inhaftierter Menschen, Herausforderungen im Justizsystem und die Bedeutung von Resozialisierung und Seelsorge. 

Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung durch Dr. Siegfried Grillmeyer, Direktor des Caritas-Pirckheimer-Hauses. Die Veranstaltung fand auch in Kooperation mit dem Ukama-Zentrum für Sozial-Ökologische Transformation statt. 

Drogenkonsum stand im Gefängnis täglich auf der Tagesordnung, berichtet Jörg Alt. Zudem hätten zahlreiche Gefangene psychische Erkrankungen und wären seiner Ansicht nach besser in einer Klinik untergebracht. Darüber hinaus stellte Alt Mängel in der medizinischen Versorgung und bei der Situation des Personals fest, das oft unterbesetzt sei und über hohe Überstunden klagte. 

 

Alt kritisiert auch das komplizierte Antragswesen im Knast – für alles brauche man einen Antrag, der manchmal sogar verschwinde oder wegen des Personalmangels sehr langsam bearbeitet werde. Der größte Kritikpunkt sei jedoch, dass die Resozialisierung im Freistaat Bayern nicht an erster Stelle stehe (anders als im Strafvollzugsgesetz des Bundes). „Aus einer christlichen Überzeugung her aus ist der Mensch zu einer Umkehr in der Lage“, so Alt.

 

„Jeder Tag hier drinnen ist ein Tag umsonst“, zitierte Alt einen JVA-Beamten – und machte diesen Satz zum Titel seines Berichts. Er dokumentiert massive Personalnot, unzureichende medizinische Versorgung, eine hohe Zahl suchtkranker Inhaftierter sowie fehlende Perspektiven für die Zeit nach der Haft. Besonders kritisiert Alt die restriktive Haltung Bayerns gegenüber Vollzugslockerungen und Alternativen zur Haft.

 

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 29/2025