Bonn (KNA) – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat den Zentralrat der Juden in Deutschland als starke Stimme gegen Antisemitismus gewürdigt. Dazu gehörten auch alle in dem Dachverband zusammengeschlossenen jüdischen Gemeinden und Landesverbände, so Bätzing in einem Brief an Zentralratspräsident Josef Schuster. Anlass ist das 75-jährige Bestehen des Zentralrats, der am 19. Juli 1950 gegründet wurde. Die katholische Kirche in Deutschland werde eine solche starke Stimme "in jeder Hinsicht unterstützen", betonte Bätzing.
In der Bekämpfung von Antisemitismus im Alltag stünden der Zentralrat und die katholische Kirche zusammen, was eine Aufgabe aller Menschen in einer demokratischen Gesellschaft sein müsse. "Als Religionen sehen wir die gemeinsame Verpflichtung, für das friedliche Zusammenleben in unserem Land einzustehen", so Bätzing. Er nannte Übergriffe auf Jüdinnen und Juden eine "erschreckende Realität".
In dem Brief an Schuster schreibt Bätzing auch: "Ich beglückwünsche Sie mit großer Hochachtung für Ihren unermüdlichen Einsatz, das jüdische Leben in unserem Land als selbstverständlichen und integralen Bestandteil der Gesellschaft wahrnehmbar zu machen."
Erinnerung an "Nostra aetate"
Der Limburger Bischof erinnerte an die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils "Nostra aetate" von 1965. "Dieser Meilenstein der Kirchengeschichte ist die bleibende Grundlage für uns, nicht nur den Dialog miteinander zu pflegen, sondern in einem lebendigen Austausch dort die Stimme zu erheben, wo andere in ihrem Glauben bedrängt, in ihren Menschenrechten eingeschränkt oder gegen ihre Gewissensfreiheit verfolgt werden." Die deutschen Bischöfe seien froh und dankbar, dass sich der neue Papst Leo XIV. in den ersten Tagen seiner Amtszeit an den Oberrabbiner von Rom gewandt habe.
Der Zentralrat war fünf Jahre nach dem Ende der Schoah in Frankfurt am Main gegründet worden - als Interessenvertretung für die Übergangszeit bis zur Ausreise von überlebenden Jüdinnen und Juden aus Deutschland. "Heute ist der Zentralrat die politische, religiöse und gesellschaftliche Vertretung der Interessen der Jüdinnen und Juden in Deutschland", sagte Schuster kürzlich der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der mittlerweile in Berlin angesiedelte Dachverband hat aktuell 105 Gemeinden mit etwa 100.000 Mitgliedern.