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Theologe kritisiert kirchliche Stimmen zu Brosius-Gersdorf

Berlin (KNA) – Der katholische Theologe und Ethiker Andreas Lob-Hüdepohl kritisiert die Kirche in der Diskussion um die gescheiterte Verfassungsrichterwahl. Er halte die Einbringung von kirchlicher Seite in die Debatte in vielerlei Hinsicht für unglücklich, sagte Lob-Hüdepohl der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Die Entscheidung allein von der dann auch noch falsch fixierten Position zum Schwangerschaftsabbruch abhängig zu machen, halte ich für fatal."

 

Von ranghohen Vertretern der katholischen Kirche gab es schon vor der geplanten Wahl am vergangenen Freitag Kritik an der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf. Zuletzt legte der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl der Juristin einen Verzicht auf ihre Kandidatur nahe. Zugleich bot er ihr am Mittwoch ein klärendes Gespräch an.

 

Vorwürfe gegen Juristin

 

Im Zentrum der Kritik stand unter anderem ein Satz der Verfassungsrechtlerin in einem Kommissionsbericht zum Thema Abtreibung aus dem vergangenen Jahr. Darin schreibt sie: "Es gibt gute Gründe dafür, dass die Menschenwürdegarantie erst ab Geburt gilt."

 

Gegen die Vorwürfe setzte sich Brosius-Gersdorf jedoch zur Wehr. In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz sagte die Juristin am Dienstagabend: "Ich bin nie eingetreten für eine Legalisierung oder Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur Geburt." Falsch sei auch, "dass ich gesagt haben soll oder geschrieben haben soll, dass der Embryo kein Lebensrecht hat".