Podgorica (KNA) – Wegen einer Reihe umstrittener Aussagen sind mehrere Kirchenführer in Montenegro ins Visier der Behörden geraten. Bürgerrechtler werfen den orthodoxen Vertretern Nationalismus, Geschichtsrevisionismus und die Glorifizierung von Kriegsverbrechern vor. Sie erstatteten Anzeige gegen Geistliche, wie örtliche Medien berichteten.
Einer der Beschuldigten ist der höchste Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro, Metropolit Joanikije. Er zog in den vergangenen Wochen mit Aussagen rund um den historischen Militärführer Pavle Durisic Kritik auf sich, der im Zweiten Weltkrieg für Massaker an Tausenden Muslimen verantwortlich war. Joanikije soll ihn als Helden "von unbezwingbarem Charakter" gelobt haben.
"Genozid gegen das serbische Volk"
Ähnliche Äußerungen kamen laut Berichten von Bischof Metodije von der Eparchie (Bistum) Budimlja und Niksic. Er soll umstrittene Militärführer als "größte Helden des Zweiten Weltkriegs" bezeichnet und gegenwärtigen Regierungen auf dem Balkan einen "Genozid gegen das serbische Volk" vorgeworfen haben. Zu Wochenbeginn wurde er von der Polizei vernommen. Metodije selbst will darin eine politische Verfolgung der serbisch-orthodoxen Kirche erkennen. Die Anklage durch eine Nichtregierungsorganisation sei ein Missbrauch des Justizsystems.
Immer wieder geraten Vertreter der serbisch-orthodoxen Kirche wegen augenscheinlicher Nähe zu serbischem Nationalismus in die Kritik. Auch gilt die Kirche als Verbündete der Regierung in Belgrad. In Montenegro hingegen distanzierten sich Ministerpräsident Milojko Spajic und Staatspräsident Jakov Milatovic zuletzt von den Aussagen der Kirche, wie das Portal Balkan Insight berichtet. Der Adria-Staat sehe durch die ethnischen Spannungen seine EU-Beitrittsperspektive gefährdet.