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Immer weitere Vorwürfe gegen französischen Armenpriester Abbé Pierre

Paris (KNA) – Gegen den einst beliebten französischen Armenpriester Abbé Pierre (1912-2007) werden immer neue Vorwürfe sexuellen Missbrauchs vorgebracht. Französische Medien berichteten am Donnerstag von zwölf weiteren Fällen. In sieben davon sind den Angaben zufolge Personen betroffen, die zum Tatzeitpunkt minderjährig waren.

 

Die aktuellen Zeugenaussagen sind in einem Bericht enthalten, den eine eigens eingerichtete Anlaufstelle erstellt hat. Sie arbeitet im Auftrag der von Abbé Pierre gegründeten Emmaus-Bewegung. Insgesamt hat die Stelle seit Veröffentlichung der ersten Vorwürfe gegen den katholischen Geistlichen vor einem Jahr 45 einschlägige Fälle gezählt, darunter sexuelle Übergriffe gegen Erwachsene und Minderjährige - bis hin zur Vergewaltigung.

 

Unterdessen teilte die internationale Emmaus-Gemeinschaft mit, dass gemeinsam mit der Französischen Bischofskonferenz ein Plan für eine finanzielle Entschädigung beschlossen worden sei. Ziel des Programms, das im September beginnen soll, sei es, das Leid der Betroffenen anzuerkennen - "moralisch, psychologisch und materiell". Für die Zahlungen wird demnach ausschließlich auf Eigenmittel von Emmaus-Gemeinschaft und Bischofskonferenz zurückgegriffen - keinesfalls auf Spenden.

 

Skandal immer größer

 

Henri Antoine Grouès, so der bürgerliche Name Abbé Pierres, hatte 1949 die Emmaus-Gemeinschaft gegründet. Sie setzt sich heute mit Hilfe zur Selbsthilfe in knapp 40 Ländern weltweit gegen Armut und Obdachlosigkeit ein. In Frankreich galt Abbé Pierre viele Jahre als eine Art nationale Ikone. Der Name, unter dem er bekannt wurde, stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als er in der Résistance Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete. Lange stand der Sozialaktivist auf Platz eins der beliebtesten Franzosen.

 

In den vergangenen Monaten waren bereits zahlreiche Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe des Priesters bekannt geworden. Der Ausmaß des Skandals wurde zuletzt immer größer - mit tiefgreifenden Auswirkungen. Eine nach Abbé Pierre benannte Stiftung änderte in der Folge ihren Namen, auch zahlreiche Straßen, Plätze und Gebäude in Frankreich wurden umbenannt.