Berlin (KNA) – Eine Aufstockung der Soldatenzahl der Bundeswehr muss nach Ansicht des evangelischen Militärbischofs Bernhard Felmberg auch mit einem Ausbau der Seelsorge einhergehen. "Wir erwarten, dass das Verteidigungsministerium entsprechend mehr Stellen für die Militärseelsorge einrichtet - angemessen der neuen Situation", sagte Felmberg am Dienstag in Berlin vor Journalisten.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) geht davon aus, dass es bis zu 60.000 mehr Soldaten als bisher für die Verteidigungsfähigkeit braucht. Derzeit hat die Bundeswehr rund 180.000 aktive Soldatinnen und Soldaten und gut 190 Militärgeistliche.
Felmberg zeigte sich erfreut, dass für den neuen Standort in Vilnius (Litauen) fünf neue Stellen eingerichtet wurden, für zwei evangelische, zwei katholische und einen jüdischen Militärseelsorger. Erstmals in der Geschichte der Bundeswehr wurde im Mai mit einer Panzerbrigade ein Großverband dauerhaft im Ausland stationiert. Laut Felmberg handelt es sich insgesamt bis zu 10.000 Menschen, inklusive der mitreisenden Angehörigen.
Was macht die Seelsorge im Verteidigungsfall?
Felmberg kündigte an, dass der von evangelischer Seite im vergangenen Jahr mit den ökumenischen Partnern entwickelte Rahmenplan für die Rolle der Militärseelsorge im Verteidigungsfall in der Bundeswehr sehr aufmerksam wahrgenommen worden sei. "Nun arbeiten wir an der zweiten Stufe: Aus dem Rahmenplan müssen konkrete Handlungsleitfäden entwickelt werden. Das ist eine große Herausforderung", so der Militärbischof. "Wir sind dabei, uns auf verschiedene Szenarien einzustellen." Es gehe darum, wo genau Militärseelsorger im Verteidigungsfall eingesetzt werden sollten, was ihre Rolle dann ist und wie sie in ethisch schwierigen Situationen eingebunden werden könnten.
Laut dem Militärbischof ist der Rahmenplan ökumenisch abgestimmt: "Er wurde auch von katholischer Seite für richtig befunden. Ebenso von den jüdischen Vertretern." Felmberg hatte den Rahmenplan teils auch als "geistlichen Operationsplan Deutschland" bezeichnet.
"Enorme Bereitschaft"
Felmberg zufolge gibt es eine hohe Nachfrage unter den evangelischen Geistlichen in der Militärseelsorge zu arbeiten und eine "enorme Bereitschaft" die Soldaten auch in ihre Einsatzgebiete zu begleiten. "Unsere Leute erfahren im Dienst eine sehr hohe Wertschätzung." Zugleich beobachtet er ein zunehmende Anspannung unter den Soldatinnen und Soldaten angesichts der weltpolitischen Entwicklungen.