· 

46.000 Kilometer durch die ganze Welt

Mitte Juni machte Maik John im Bistumshaus St. Otto in Bamberg Halt. Der Geschäftsführer des Hauses, Diakon Andreas Kroll (rechts), hieß ihn hier für eine Nacht herzlich willkommen. Foto: Benjamin Kemmer
Mitte Juni machte Maik John im Bistumshaus St. Otto in Bamberg Halt. Der Geschäftsführer des Hauses, Diakon Andreas Kroll (rechts), hieß ihn hier für eine Nacht herzlich willkommen. Foto: Benjamin Kemmer

Bamberg (kem) – Auf dem Kopf trägt er eine Käppi und seine Füße stecken in gelb-blauen Wanderschuhen. In seinen von der Sonne gegerbten Händen hält er ein Zigarillo und eine Tasse Kaffee. Sein schwerer Armee-Rucksack lehnt am Stuhl, daran baumelt neben einem Ein-Mann-Zelt auch eine große, weiße Jakobsmuschel – das unverkennbare Zeichen für Pilger.

 

Maik John sitzt an diesem Morgen im kühlen Innenhof des Bistumshauses St. Otto in Bamberg. Der gebürtige Thüringer macht hier eine Nacht Halt auf dem Weg nach Hause. Vor ihm liegen noch gut zwei Wochen Wanderschaft, aber was hinter ihm liegt ist kaum zu glauben.

 

„Am Tag vor meinem Geburtstag 2013 hatten wir einen Bibelkreis. Dort ging es ums Thema Pilgern“, erzählt John, der der Sohn einer Bäckerfamilie ist. Ganz nebenbei sagt er im Kreis dann, dass er sich auch vorstellen könne zu pilgern. „,Du pilgerst höchstens von hier zur Backstube hat der Pfarrer damals gesagt. Dem habe ich es aber gezeigt.“

 

Am Geburtstag war er weg

 

An seinem Geburtstag packt er schnell einen großen Rucksack mit dem Nötigsten und macht sich auf den Weg. Während ihm alle gratulieren wollen, läuft Maik John schon und hat seitdem nicht mehr aufgehört. „46 000 Kilometer müssten es inzwischen sein“, rechnet der 60-Jährige aus. 46 000 Kilometer auf den Pilgerwegen dieser Welt. Egal ob Österreich, Norwegen, Finnland oder der Camino in Richtung Santiago des Compostella – auf allen Wegen war Maik John schon unterwegs. „Am schönsten war es immer in Italien. Die Menschen dort sind so freundlich und voller Nächstenliebe. Und wenn die im Gottesdienst singen, geht einem das Herz auf.“

 

Überhaupt sind es die Begegnungen mit den Menschen unterwegs, die Maik John so viel Freude bereiten. „Ich war eine Zeit lang mit einer evangelischen Pfarrersfamilie unterwegs, die wollten mit mir nach Rom.“ Als John aber erklärte, dass er sowohl in Rom als auch schon in Santiago war, konnte das die vierköpfige Familie kaum glauben. Also ließ er die Frau ihr Handy zücken und seinen Namen bei Google suchen. „Die waren total erstaunt und wollten dann sofort ein Selfie mit mir haben. Das erschien dann bei denen im Gemeindebrief“, erzählt Maik John lachend.

 

Auch traf er einmal eine Gruppe Jugendlicher mit deren Pfarrer beim Pilgern. Als ein Junge seine Beine ins Wasser steckte und John ihn auf die schmerzenden Füße ansprach, sagte der Jugendliche nur: „Laufen Sie mal 15 Kilometer am Tag.“ Auch hier holte John sein Handy heraus und zeigte seinen Schrittzähler, der täglich 45 zurückgelegte Kilometer auswies. Dies ließ den Pfarrer sagen: „Nehmt euch ein Beispiel und jammert nach 15 Kilometern nicht so viel.“

 

Über 300 Pilgerheftchen machten John in den vergangenen zwölf Jahren mit Stempeln voll, lief tausende Kilometer – auch bei Wind und Wetter. Das brachte ihm sogar einen Weltrekord und den Spitznamen „Rekordpilger“ ein. Auch ins Guinness Buch der Rekorde sollte John damit kommen. Das lehnte er aber ab. „Da will ich nicht rein.“

 

Alle bekannten und unbekannten Pilgerwege der Welt bereiste John bereits – bis auf einen: den Pilgerweg nach Jerusalem. Dieser sei ihm zu gefährlich. „Da ist immer wieder Krieg und viele Menschen auf dem Weg hassen Pilger“, weiß John. Er habe sich auch schon informiert. Der Weg wird nur in Gruppen von zehn bis zwölf Personen und mit Polizeischutz empfohlen. „Das kostet dann ziemlich viel Geld, das mache ich nicht.“

 

Sponsoren und Spender 

 

Natürlich funktioniert das ganze Pilgern nicht ohne Sponsoren. „Ich kenne einen Bundeswehr-Pfarrer, der mir jedes Jahr einen neuen Armee-Rucksack zuschickt“, verrät Maik John. Und ein Sportgeschäft in der Heimat versorgt ihn jährlich mit neuen Wanderschuhen und einem neuen Zelt. Denn „echte Pilger gehen nicht ins Hotel“. Darüber hinaus finden sich immer Menschen, die ihn – auch finanziell – unterstützen. 

 

Auch im Bistumshaus St. Otto, wo Maik John für eine Nacht im wahrsten Sinn des Wortes sein Zelt aufgeschlagen hat, findet er einen Unterstützer. Diakon Andreas Kroll, Geschäftsführer des Hauses, lädt ihn zum Abendessen und Frühstück ein, ehe Maik John sich wieder auf den Weg macht. Seine nächste Station ist erst einmal die alte Heimat, wo eine dringende Zahnbehandlung auf ihn wartet. „Außerdem muss ich ein bisschen arbeiten und Geld verdienen“, so John. Denn eines ist klar, es wird nicht die letzte Reise für den Rekordpilger gewesen sein.