Vatikanstadt (KNA) – Homosexuelle Paare sollen in der katholischen Kirche weiter gesegnet werden dürfen. Der oberste Glaubenshüter im Vatikan, Kardinal Victor Manuel Fernández, erwartet unter dem neuen Papst in dieser Frage keine Änderungen. Das sagte er laut der italienschen Tageszeitung "Il Messaggero" am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz im Vatikan. Die Erklärung "Fiducia supplicans", die unter bestimmten Bedingungen nichtliturgische Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt, werde bestehen bleiben. Es werde keine Änderungen oder Streichungen geben, so der Präfekt des vatikanischen Glaubensdikasteriums.
Das Ende 2023 von seiner Behörde veröffentlichte Dokument hatte zu großen innerkirchlichen Spannungen geführt. Besonders viele afrikanische Bischöfe lehnen eine Segnung Homosexueller ab. Kinshasas Kardinal Fridolin Ambongo, Vorsitzender des Gesamtafrikanischen Bischofsrates SECAM, war darum kurz nach Erscheinen von "Fiducia supplicans" nach Rom gereist und hatte sich Papst und Glaubensbehörde einen afrikanischen Sonderweg absegnen lassen.
Ablehnung keine rein afrikanische Position
Zuletzt wies Ambongo jedoch den Vorwurf zurück, Afrikas Nein zur Segnung sei rein regional motiviert. "Die Position Afrikas war auch die Position vieler Bischöfe hier in Europa. Es ist keine afrikanische Ausnahme", so der Kardinal. Viele Afrikaner hätten das Dokument als eine von außen auferlegte Maßnahme empfunden. Doch die pastoralen Prioritäten in Afrika lägen anders: "Unsere pastorale Priorität besteht für uns nicht im Problem der Homosexualität oder homosexueller Menschen. Für uns steht das Leben im Mittelpunkt: wie man lebt - und wie man überlebt", betonte der Kardinal. Themen wie Homosexualität seien "für euch hier in Europa, nicht für uns in Afrika".