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Gottes Athleten - Tennis, Baseball, Schwimmen, Wandern: Päpste lieben Sport

Vatikanstadt (KNA) – Aufrecht und zügigen Schrittes trägt der Mann in Weiß das fast gleichgroße Kreuz vor sich her. Die Menschen hinter ihm haben fast Mühe, ihm zu folgen. Es ist der 9. Juni, als Papst Leo XIV. die Prozession aus Mitgliedern der römischen Kurie von der Vatikanischen Audienzhalle über den Petersplatz durch die Heilige Pforte bis zum Altar der Basilika führt. Leicht ist das hölzerne Pilgerkreuz nicht, doch zeigt der 69-Jährige keinerlei Ermüdungserscheinungen. Denn Robert Francis Prevost, seit 8. Mai Papst Leo XIV., ist nicht nur Sportfan, sondern auch selbst in bestechender Form.

 

Das bescheinigte ihm schon kurz nach seiner Wahl sein Fitnesstrainer. "Robert" habe zwei- bis dreimal die Woche im "Palestra" trainiert, verriet Valerio Masella über den vormaligen Kurienkardinal und Leiter der Vatikanischen Bischofsbehörde, der schon in seiner Geburtsstadt Chicago Baseball spielte. Ebenso ist er ein geübter Reiter: In Peru, wo er lange Missionar und Bischof war, nutzte der frühere Leiter des Augustinerordens gelegentlich das Pferd als Fortbewegungsmittel über unwegsame Straßen. "Für einen Mann seines Alters ist er in außergewöhnlicher körperlicher Verfassung", urteilte sein römischer Fitnesstrainer. "Typisch für jemanden, der nie aufgehört hat, Sport zu treiben, mit einem hervorragenden Verhältnis zwischen Muskelmasse, Knochenmasse und Fettmasse."

 

White Sox-Stadion statt Wimbledon

 

Gute Voraussetzungen für den Knochenjob als Bischof von Rom. Dabei würde Leo sicher lieber mal auf dem Tennisplatz stehen. Einen nagelneuen Schläger hat der passionierte Amateurspieler seit 14. Mai in seiner Sammlung: ein Geschenk des Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner. Die Bilder des hochaufgeschossenen Tenniscracks, der dem Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken sein Racket überreicht, gingen um die Welt. Das Angebot des 23-Jährigen für ein spontanes Match lehnte Leo lachend ab - aus Sorge um Kronleuchter und Mobiliar im Vatikan; stattdessen schlug er Wimbledon als Austragungsort vor - unter allgemeinem Gelächter.

 

Statt auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon tauchte Leo XIV. dann an einer anderen Sportstätte auf, zumindest virtuell: Im Baseballstadion der White Sox, seinem Lieblingsteam, wandte er sich per Video an das Publikum. Bei der von seinem Heimat-Erzbistum Chicago zu seinen Ehren organisierten Feier ermutigte er zum Einsatz für Frieden und Einheit in der Welt.

 

Sport als Mittel gegen Gewalt und Unterdrückung

 

Auch bei einem Sondertreffen im Vatikan hob er den Sport als wichtiges Instrument der Völkerverständigung und Geschwisterlichkeit hervor. Seine Tausenden Gäste rief er auf, sich jeder Form von Gewalt und Unterdrückung zu widersetzen.

 

Und die Teilnehmer des Radrennens "Giro d'Italia" erinnerte bei ihrem Besuch am 1. Juni im Vatikan daran, dass sie Vorbilder gerade für junge Menschen seien. Die Sonderrunde der Spitze des internationalen Radsports durch die Vatikanischen Gärten war noch von Papst Franziskus für das Heilige Jahr organisiert worden; letztlich wurde es eine Ehrenrunde der 159 Athleten für den am 21. April mit 88 Jahren gestorbenen Papst aus Argentinien.

 

Franziskus und Benedikt XVI. als Passivsportler

 

Franziskus (2013-2025) hegte ebenfalls eine Vorliebe für den Sport, namentlich für Fußball und seinen Lieblingsclub San Lorenzo Buenos Aires. Als Kind, so berichtet er in seiner Biografie, habe er mit einem Ball aus Stofffetzen gespielt. Während seines Pontifikats lobte Franziskus den Sport mehrfach als Instrument für Frieden und Gemeinschaft, frönte ihm eher passiv, auch wegen seines fortgeschrittenen Alters und verschiedener Erkrankungen.

 

Benedikt XVI. (2005-2013) ist nicht als großer Sport-Enthusiast hervorgetreten. Er genoss die Spaziergänge in den Vatikanischen Gärten oder rund um die Sommerresidenz Castel Gandolfo. Doch ein Beitrag für den Bayerischen Rundfunk zur Fußball-WM 2006 in Deutschland zeigt ihn einmal mehr als großen Intellektuellen: Die Freiheit des Menschen lebe "von der Regel, von der Zucht, die das Miteinander und das rechte Gegeneinander, die Unabhängigkeit vom äußeren Erfolg und von der Willkür erlernt und eben damit wirklich frei wird", so der Papst aus Bayern. "Das Spiel - ein Leben, wenn wir in die Tiefe gehen, könnte das Phänomen einer fußballbegeisterten Welt uns mehr geben als bloße Unterhaltung."

 

Johannes Paul II. in Badehose

 

Sein Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) rückte den Sport schon zu Beginn seines Pontifikats fast in die Pole Position. Der Papst aus Polen betrieb weiter seine Hobbys Wandern und Skifahren - alles fotografisch festgehalten. Und auf Initiative des begeisterten Schwimmers wurde in der Sommerresidenz Castel Gandolfo ein Pool angelegt; einem Paparazzo gelang der Schnappschuss eines Papstes in Badehose. Kein Wunder, dass der anfangs jugendlich-dynamische Pontifex den liebevollen Spitznamen "Athlet Gottes" trug.

 

Diesen Titel könnte ihm nun sein drahtiger Nach-Nach-Nachfolger streitig machen. Beim Heilig-Jahr-Treffen des Sports gab Leo XIV. dem Begriff eine etwas andere Wendung: Jesus sei "der wahre Athlet Gottes", weil er die Welt nicht durch Stärke, sondern durch die Treue der Liebe besiegt habe.

 

"Jedes Mal, wenn wir unsere Fußballschuhe schnüren oder einen Platz betreten, haben wir die Gelegenheit, diesen 'wahren Athleten' nachzuahmen, indem wir mit Demut und Ausdauer unser Bestes geben", so der 69-Jährige. "Wenn wir sportlich aktiv sind und Gesundheit und Kraft positiv einsetzen, können wir Gott verherrlichen." Worte, mit denen er sicher auch bei weniger sportlichen Menschen punktet.