Augsburg (KNA) – Der Augsburger Bischof Bertram Meier fordert mehr Aufmerksamkeit für die Botschaft Gottes. Das gelte für Laien ebenso wie für geweihte Menschen, sagte Meier laut Manuskript am Freitag in Augsburg. "Wie steht es um unsere Fähigkeit, sich vom Evangelium, dem Wort des lebendigen Gottes, ans Herz greifen zu lassen? Nehmen wir sie überhaupt noch ernst? Wollen wir wirklich Freundinnen und Freunde Jesu sein?", so Meier. Und weiter: "Ja, ich sage es offen: auch wir 'berufsmäßig Frommen', wir Kleriker, Priester und Diakone, sind in großer Gefahr, die Botschaft unseres ewigen Gottes als allzu bekannt zu hören und ihren immer neuen Anruf zu überhören."
Meier äußerte sich am Hochfest des heiligen Ulrich in der Basilika Sankt Ulrich und Afra. Ulrich (890-973) ist einer der Augsburger Bistumspatrone. Ihm zu Ehren läuft zurzeit im Bistum Augsburg die diözesane Ulrichs-Festwoche mit zahlreichen spirituellen Angeboten.
Der Bischof erinnerte zudem an das Bibel-Wort "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt". Er fügte an: "Diese Lebenshingabe sieht so unterschiedlich aus, wie wir Menschen, unsere Lebensumstände, die Zeit, in die wir hineingeboren sind, unterschiedlich sind." Sie könne in letzter Konsequenz das Blutzeugnis, das Martyrium, bedeuten.
"Mehr als auf so manche Berühmtheit"
"Ebenso hingebungsvoll und nicht gering zu achten ist die im Glauben getragene Pflege von behinderten, alten und kranken Angehörigen", ergänzte Meier, "das Aushalten von Spannungen und Feindschaften im engen oder weiteren Familienkreis und die unerschütterliche Hoffnung auf einen Weg zu Versöhnung und Friede. Wie viele stille Helden und mehr noch Heldinnen des Alltags es gibt - wir erfahren es kaum, denn sie sind keine Schlagzeile wert." Und doch seien sie es, auf die es ankomme, "mehr als auf so manche Berühmtheit".
Meier betonte: "Es kommt auf jeden Einzelnen von uns an! Allerdings geht es dabei nicht um eine verkappte Form von Selbstoptimierung, die heute zu einer Massenbewegung und beinahe zu einem Religionsersatz in der westlichen Welt geworden ist." Nicht Egoismus stehe im Vordergrund, sondern die Verwirklichung des göttlichen Lebensplanes: "Mensch für Menschen zu sein!"