Köln (KNA) – Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch kritisiert die gerichtliche Abweisung einer Schmerzensgeldklage gegen das Erzbistum Köln als schweren Schlag für Betroffene. "Dieses Urteil ist eine Schande für den Rechtsstaat", teilte die Initiative in einer Erklärung am Dienstag mit.
In dem Fall hatte die heute 58 Jahre alte Klägerin 800.000 Euro verlangt, weil sie als Mädchen über Jahre von einem Priester missbraucht worden war, der sie als Pflegevater bei sich aufgenommen hatte. Das Gericht hatte eine Amtshaftung des Erzbistums als Dienstherr des Priesters abgelehnt. Er habe die Taten nicht im Rahmen seines Amtes, sondern im Privaten begangen.
Die Initiative wies diese Argumentation zurück. Der Täter habe als Priester versprochen, zölibatär zu leben und seine ganze Kraft der Verkündigung der frohen Botschaft zu widmen: "Dies zur Privatangelegenheit zu erklären, zeugt von einer bemerkenswerten Unkenntnis der katholischen Amtskirche und ihrer Lehre."
Nur möglich durch Priesteramt
Zudem sind die Betroffenenvertreter überzeugt, der alleinstehende junge Kleriker habe damals die Obhut über die Pflegetochter nur erhalten, weil er Priester gewesen sei. Qua Amt habe er in gesicherten Verhältnissen gestanden und in einer Dienstwohnung gelebt. In diesem Zusammenhang habe die Kirche den Geistlichen und dessen Pflegschaft nicht ausreichend kontrolliert und so versäumt, die Taten zu verhindern.
Laut Gericht wurde die Sorge für ein Pflegekind durch einen staatlichen Akt begründet. Ein Zusammenhang zur kirchlichen Tätigkeit scheide bereits deshalb aus. Dabei komme es auch nicht darauf an, ob Dienstvorgesetzte oder möglicherweise der Täter selbst die Betreuung des Pflegekindes als Teil der Ausübung des Priesteramtes angesehen hätten. Auch eine Haftung wegen unterlassener Sorgfalts- und Fürsorgepflichten schloss das Gericht aus.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Klägerseite hat nun die Möglichkeit, Berufung beim Oberlandesgericht Köln einzulegen. Die Betroffeneninitiative hatte angekündigt, die Klägerin dabei unterstützen zu wollen.