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Gemischtes Quartier ist "Herzensaufgabe"

So sollen die Reihenhäuser auf dem Maisel-Gelände aussehen. Foto: Björn Seitz / Visualisierung: Joseph-Stiftung
So sollen die Reihenhäuser auf dem Maisel-Gelände aussehen. Foto: Björn Seitz / Visualisierung: Joseph-Stiftung

Bamberg (kem) – Die Scheiben sind eingeschlagen, Scherben von Bierflaschen liegen herum, Unbekannte haben die Wände mit Graffitis besprüht. Der einstige Glanz, der vom Sudhaus der ehemaligen Brauerei Maisel ausging, ist schon lange verblasst. Das Industriedenkmal an der Moosstraße in Bamberg gleicht – zumindest im Innern – einer Ruine. Und dennoch läuft Andreas F. Heipp, Vorstand der Joseph-Stiftung, mit einem Lächeln durch das Areal. Denn in seinem Kopf sieht das über 20 000 Quadratmeter große Gelände schon ganz anders aus. 

 

Rückblick: Im Jahr 2008 meldet die damals zweitgrößte Bamberger Brauerei Insolvenz an. Das Gelände mitsamt seinen Lagerhallen, Garagen und dem historischen Sudhaus geht an einen Bauträger, der die Joseph-Stiftung mit ins Boot holt. Es vergehen zwölf Jahre bis 2020 die erste Beplanung des Geländes beginnt. Diese fiel jedoch in die Wahlkampfphase und mit einem neuen Stadtrat kamen auch neue Ideen für die Brache. 

 

Dem Bauträger wurde dieses Vorhaben dann zu groß, die Joseph-Stiftung übernahm und erwarb zusätzlich noch Gärtnerland. „Da braucht man schon einen langen Atem“, erinnert sich Heipp, der nun nach weiteren fünf Jahren endlich das Baurecht für das Maisel-Gelände hat. „Wir starten noch in diesem Jahr mit Abriss- und Erschließungsarbeiten noch in diesem Jahr und hoffen, dass wir 2026 auch mit dem Bauen beginnen können“, so Heipp. 

 

Es soll ein gemischtes Quartier werden. „Das ist uns von der Joseph-Stiftung eine Herzensangelegenheit. Wir bekommen eine soziale Mischung von Kindern über Studenten und Azubis bis hin zu jungen Familien. Außerdem wird alles barrierefrei gebaut und somit auch altersgerecht.

 

Wohnungen und Häuser

 

Insgesamt wird es 200 Wohneinheiten geben. Darunter sind Studenten- und Azubi-Appartements. Weitere Mietwohnungen werden ganz im Sinne des kirchlichen Wohnungsunternehmens niedrigpreisig angeboten. Sofern die Mittel für einkommensorientierte Förderung (EOF) fließen. „Hier sind wir stark abhängig von der Politik. Für dieses Jahr gibt es kein Geld mehr für neue Projekte. Aber für 2026 sind wir mit im Stapel und hoffen, dass wir die Darlehen bekommen“ erklärt der Vorstand die aktuelle Situation. 

 

Neben diesen EOF-Wohnungen entstehen weitere 20 Eigentumswohnungen, teilweise im Bau des Bamberger Architekten Gustav Haeberle. Dieser prägte im frühen 20. Jahrhundert das Bamberger Stadtbild mit. Sein Haus erhält die Joseph-Stiftung freiwillig. Erhalten werden muss auch das denkmalgeschützte Sudhaus, für das man noch einen Investor sucht, um dort gemeinsam einen Bürokomplex entstehen zu lassen. Außerdem entstehen 13 Reihenhäuser auf dem Areal. Auch diese sollen bezahlbar werden dank der Teilnahme an einem bayerischen Pilotprojekt. Die Häuser des „Gebäudetyps-e“ werden kosteneffizienter geplant und gebaut. „Ziel ist es, die Reihenhäuser spürbar unter den marktüblichen Preisen anzubieten und so Familien mit mittleren Einkommen eine Kapitalbildung zu ermöglichen“, sagt Heipp. 

 

Kosten- und ressourcensparend will die Joseph-Stiftung auf dem ganzen Gelände sein. So wird hier unter anderem „R-Beton“ verwendet – also Beton, der zum Teil aus recyceltem Material besteht. Dieses Recycling findet direkt auf dem Maisel-Gelände statt. „Die Gebäude, die wir abreißen müssen, finden wir zu gewissen Teilen auch in den Neubauten wieder“, so Heipp. Intakte Ziegelsteine werden weiterverwendet und kaputte Steine sowie weitere Betonteile geschreddert und dem neuen Beton beigemischt. 

 

Auch mit dieser „Recyclingwirtschaft“ geht die Joseph-Stiftung neue Wege. Denn es werden nicht nur Baumaterialien wiederverwendet, sondern gleich ganze Gebäude sauber abgebaut und verkauft, um sie an anderer Stelle wieder aufzubauen. So fanden schon zwei Garagen einen neuen Besitzer, es gibt Interessenten für eine Lagerhalle und die ehemalige Sporthalle des Projekts „Baskids“ wurde nach Osteuropa verkauft. 

 

Neben Wohnungen und Reihenhäusern sollen auf dem Gelände auch der Neubau der Bartolomeo-Garelli-Förderschule, eine Kindertagesstätte sowie eine Förderstätte der Regens-Wagner-Stiftung entstehen. „All diese Partner planen eigenverantwortlich und sorgen dafür, dass insgesamt ein Quartier entsteht, welches eine tolle soziale Mischung hat“, so Heipp, der allein mit der Joseph-Stiftung 75 Millionen Euro in das Projekt investiert, dessen komplette Fertigstellung er im besten Fall für 2034 plant. Man braucht eben doch einen „langen Atem“.