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WHO: Fast zwei Millionen sterben in Europa jedes Jahr frühzeitig

Kopenhagen (KNA) – Sie sind vermeidbar und behandelbar - und dennoch die Hauptursache für Todesfälle und Behinderungen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisiert Rückschritte im Umgang mit nichtübertragbaren Krankheiten. Dazu zählen etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen und Diabetes, wie aus einem am Freitag veröffentlichten WHO-Bericht hervorgeht. In Europa sterbe jeder fünfte Mann und jede zehnte Frau vor dem 70. Lebensjahr an einer solchen Krankheit - dies entspreche jährlich 1,8 Millionen Menschen.

 

60 Prozent dieser Todesfälle sind laut WHO auf Ursachen wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bluthochdruck, ungesunde Ernährung, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel zurückzuführen. Bei den anderen 40 Prozent könnten eine rechtzeitige Diagnose und die bestmögliche Versorgung den Tod verhindern oder hinauszögern.

 

Stagnation seit der Corona-Zeit

 

Nichtübertragbare Krankheiten blieben jedoch "weitgehend unbeachtet", mahnte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Henri P. Kluge: "Wären sie ein Virus, dann wäre die Welt im Lockdown." Fortschritte bei der Reduzierung vorzeitiger Todesfälle durch diese Krankheiten seien indes durch die Corona-Pandemie zunichte gemacht worden. Nun brauche es mutige Präventionsmaßnahmen, um Todesfälle zu verhindern und zudem Milliarden an Gesundheitskosten zu sparen.

 

Der Report verweist auch auf Unterschiede zwischen den europäischen Ländern, die sich seit 2010 zwar verringert hätten, aber dennoch bestehen blieben: So nähmen vermeidbare Risikofaktoren zu, insbesondere in Osteuropa. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Sterblichkeit durch Krebs seien bei Männern "unverhältnismäßig hoch".

 

Gezielte Maßnahmen sind möglich

 

Fortschritte habe es zuletzt etwa in Belgien, Dänemark oder Israel gegeben. Entscheidend dafür sei, Risikofaktoren zu minimieren, die Früherkennung von Krankheiten zu stärken und ihre Behandlung zu verbessern, vor allem in bislang unterversorgten Regionen. Daten zu den sogenannten NCDs ("noncommunicable diseases") müssten erfasst und gezielt ausgewertet werden, um Rückschlüsse für erforderliche Maßnahmen zu ermöglichen.