Regensburg (KNA) – Die von Jesus gepredigte Gewaltlosigkeit hat nach Ansicht des Regensburger katholischen Moraltheologen Rupert Scheule auch in kriegerischen Zeiten nicht ausgedient. Am Ende werde Gewalt nämlich nicht durch weitere Gewalt beendet, sondern durch ein erzieltes Einvernehmen, sagte Scheule der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Aus der Spirale der Gewalt aussteigen, verlangt Stärke." Deshalb sollte die Frage "Was, wenn wir jetzt nicht zurückschlagen?" aus der Bergpredigt stets im Hinterkopf mitlaufen.
Das Recht auf Selbstverteidigung bei einem Angriff lasse sich aus der katholischen Moral- und Soziallehre gut begründen, erinnerte der Theologe. Allerdings müssten militärische Aktionen verhältnismäßig sein. Präventivschläge seien eher problematisch. Der antike römische Philosoph und Politiker Cicero habe die Messlatte für so genannte gerechte Kriege schon hoch angesetzt. Pius XII. habe sie 1948 noch einmal höher gelegt. Für diesen Papst seien Nothilfe und Notwehr die einzigen "gerechten Gründe", Krieg zu führen, so Scheule.
Lektüreempfehlung für Trump und Netanjahu
Zugleich müsse bei jeder Kriegshandlung mitbedacht werden, wie es hinterher weitergehe, gab der Theologe zu bedenken. Das fehle bisher oft. Richtig gründliche Gedanken dazu mache sich der US-amerikanische Philosoph Michael Walzer (Jahrgang 1935). Auch umstrittene Themen wie Siegerjustiz spreche dieser an. "Trump und Netanjahu sollten mal in sein Buch 'Just and Unjust Wars" von 2015 reinlesen", empfahl er. Ob Kriege erfolgreich seien, entscheide sich immer erst im Frieden danach.