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Umfrage: Mehrheit für soziales Pflichtjahr - Jüngere zurückhaltender

Börnsen (KNA) – Immer mehr Bundesbürger befürworten ein soziales Pflichtjahr für junge Menschen. Das geht aus repräsentativen Umfragen des Opaschowski-Instituts für Zukunftsforschung hervor, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegen. Demnach begrüßen aktuell 59 Prozent der Befragten einen solchen Dienst, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. 2019 - also vor Beginn der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs - waren es nur 37 Prozent.

 

In Deutschland wird in jüngster Zeit vermehrt über die Einführung eines sozialen Pflichtjahres debattiert. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) unterstützt die Idee. Bei einem solchen Dienst könnten die jungen Menschen wählen, ob sie Wehr- oder Zivildienst leisten.

 

"Krisen verändern das Pflichtbewusstsein"

 

Besonders groß ist die Zustimmung für ein solches Jahr laut Opaschowski-Institut mit 68 Prozent bei den Über-50-Jährigen. Von den 14- bis 29-Jährigen begrüßten hingegen nur 40 Prozent eine Einführung.

 

"Anhaltende Krisenzeiten verändern das Pflichtbewusstsein der Deutschen", erklärte der wissenschaftliche Leiter des Instituts, Horst Opaschowski. Der Sozialstaat habe in den zurückliegenden Krisenjahren viel für die Menschen getan. "Jetzt ist die Bevölkerung bereit, mehr für Staat und Gesellschaft zu tun", so der Zukunftsforscher. Für diese gesellschaftliche Verantwortung müsse aber die junge Generation noch mehr gewonnen werden. "Die Verbreitung eines verantwortlichen Pflichtgedankens braucht offensichtlich ihre Zeit."

 

Ältere gehen mit gutem Beispiel voran

 

Die nahe liegende Annahme, Ältere wälzten die Verantwortung gerne auf die Jüngeren ab, teilt Opaschowski nicht. "Genau genommen projizieren die Senioren ihre im eigenen Leben unerfüllten Wünsche in die kommenden Generationen. Sie sollen es besser machen." Sich selbst trauten sie die Mammutaufgabe, eine bessere Gesellschaft zu schaffen, kaum mehr zu.

 

Dabei gehe die 50-plus-Generation mit gutem Beispiel voran, führte der Wissenschaftler aus. Bei der Awo und bei der Tafel sei sie überrepräsentiert. "So gibt sie wenigstens im Kleinen der Gesellschaft etwas zurück."

 

Jeweils 1.000 Bundesbürger befragt

 

Die Umfragen fanden den Angaben zufolge im März 2019 und im Mai 2025 statt. Jeweils 1.000 zufällig ausgewählte Bundesbürger ab 14 Jahren wurden persönlich gefragt, ob sie folgender Aussage zustimmen: "Für Jugendliche sollte am Ende der Schulzeit ein soziales Pflichtjahr eingeführt werden, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern und das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern."