München (KNA) – In Fragen von Krieg und Frieden sieht der Politikwissenschaftler Carlo Masala den Handlungsspielraum für den Vatikan begrenzt. "Er kann eine unterstützende Rolle spielen, wenn die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen schon vorhanden ist. Sie selbst zu erzwingen, dürfte zu schwierig für ihn sein", sagte Masala der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der 57-jährige Katholik gilt als Experte für internationale Konflikte und lehrt an der Universität der Bundeswehr in München. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat ihn jüngst in sein Gremium berufen.
Die katholische Kirche hat seiner Ansicht nach die Aufgabe, auf Basis der christlichen Glaubensgrundsätze bestimmte Prinzipien in der internationalen Politik immer wieder zu betonen. In kriegerischen Auseinandersetzungen seien die Kirchen vor allem als Mahnerinnen zum Frieden gefragt. "Ich hätte ein Problem, wenn sie plötzlich in Hurra-Patriotismus verfallen würden und wieder anfingen, Waffen zu segnen."
Beim Pazifismus muss man laut Masala unterscheiden. "Die radikale Version, die Gewalt unter jeglichen Umständen ausschließt, ist naiv." Anders verhalte es sich beim aufgeklärten Pazifismus, der Völkern, wenn sie angegriffen würden, ein Selbstverteidigungsrecht zugestehe. "Dieser sieht Gewalt immer noch als die schlechteste Lösung an und strebt danach, Konflikte gewaltfrei zu lösen", so der Experte.
Mit Vorkehrungen Gewalt minimieren
Auf die Frage, wie der Teufelskreis der Gewalt durchbrochen werden könne, entgegnete der Politikwissenschaftler: "Als Realist muss ich sagen: Da wird man nicht ausbrechen können. Man kann nur Vorkehrungen treffen, dass der Einsatz von Gewalt minimiert wird. Und es ist immer klug, sich gegen eine Gewaltanwendung zu wappnen."