Balderschwang (KNA) – Der Augsburger Weihbischof Florian Wörner sieht im schulischen Religionsunterricht einen Kitt für die Gesellschaft. Wörner sagte am Montag im Interview des christlichen Senders Radio Horeb aus Balderschwang im Allgäu: "Mir ist es wichtig, mit den Kindern zu beten, zu singen, die Freundschaft mit Gott zu thematisieren und auch zu praktizieren. Und so kann man Orientierung geben in einer Gesellschaft, in einer Zeit, die nach Orientierung verlangt, in der die Zentrifugalkräfte so stark werden, die Extreme." Da sei es wichtig, "diese gesunde Botschaft des Evangeliums, die Liebe Jesu Christi zu bezeugen und sichtbar zu machen".
Der Weihbischof unterrichtet nach 15 Jahren Pause seit rund einem Jahr wieder Religionsunterricht an einer Schule in Augsburg. Er leitet im Bistum Augsburg die Hauptabteilung Schule und ist Jugendbischof der Freisinger Bischofskonferenz, also des Zusammenschlusses der katholischen bayerischen Bischöfe. Als Weihbischof leitet Wörner kein Bistum, sondern hilft dem Augsburger Diözesanbischof Bertram Meier bei bischöflichen Aufgaben.
Mangel nicht nur an Priestern
Wörner erklärte, es gebe in der katholischen Kirche nicht nur den Priestermangel, sondern es fehlten auch Frauen und Männer, die sich in den Dienst der Katechese, der Verkündigung stellten: "Jeden Tag neu vor einer Schulklasse zu stehen oder mehreren Schulklassen zu stehen, ist, ich sag's mal so, schon ein Knochenjob. Ich kenne viele Frauen und Männer, die das mit Leidenschaft tun, mit Freude, mit Begeisterung, aber es kann auch im Laufe der Jahre schon anstrengend und mühsam werden." Er wolle trotzdem werben für diesen Beruf: "Es ist ein schöner Beruf, wenn er von innen her mit Herzblut kommt, dann kann man viel bewegen", betonte Wörner.
"Und da ist natürlich die Spannung, wie können wir diese Botschaft des Glaubens vermitteln angesichts einer Gesellschaft, die sich entfremdet von Glaube und Kirche?", ergänzte der Weihbischof. Er spüre, dass das Interesse für den Glauben da sei. "Die Herausforderungen unserer Zeit, die vielen Krisen - sie bringen ja auch umgekehrt mit sich, dass die Leute wieder suchen nach dem, was Halt gibt, was Orientierung gibt. Was Geborgenheit schenkt. Und da, glaube ich, haben wir mit unserer Botschaft viel zu bieten."