Dr. Marco Weis wird am 28. Juni im Bamberger Dom zum Priester geweiht

Bamberg – Es war nicht die „innere Stimme“, die ihm etwas eingeflüstert hat, „es ist einfach passiert“, sagt Dr. Marco Weis mit einem verschmitzten Lächern. Aufgewachsen in Eggolsheim, hat der
1989 geborene Weis von klein auf einen „bodenständigen, geerdeten Katholizismus erlebt“, der sonntägliche Kirchgang war eine Selbstverständlichkeit in der Familie. Gerade die damals in den
Gemeinden tätigen Ruhestandspriester prägten ihn. So wuchs er in die kirchlichen Strukturen hinein, engagierte sich in seiner Heimatgemeinde St. Georg in Weigelshofen als Ministrant, Lektor,
Mitglied im Mesnerteam. Nach seiner Diakonenweihe im September vergangenen Jahres, folgt nun der nächste Schritt: Am Samstag, 28. Juni, wird Dr. Marco Weis von Erzbischof Herwig Gössl im
Bamberger Kaiserdom zum Priester geweiht.
Dabei war es ursprünglich nicht sein Wunsch, Priester zu werden. Nach seinem Schulabschluss mit der Mittleren Reife machte Weis eine Ausbildung zum Industriemechaniker, sein kirchliches
Engagement gab er aber nie auf. Und immer wieder gab es die Stimmen aus seiner Umgebung, warum er eigentlich nicht Theologie studiere und Priester werde. „Damals wollte ich nichts davon wissen“,
bekennt Marco Weis.
Doch nach seiner Ausbildung kam es dann, wie er es ausdrückt, zu einer Bruchstelle. Er ließ Job Job sein und ging an die Berufsoberschule, um dort das Abitur nachzuholen. Und zu dieser Zeit ließ
ihn dann der Gedanke nicht mehr los, Priester zu werden. Schließlich waren es die Teilnahmen an den Weltjugendtagen in Köln und Sydney, die ihn nicht nur beeindruckten, sondern in seinem
Beschluss bestärkten.
Durch Zufall war er im Alter von 18 Jahren zudem dazugekommen, im Bamberger Dom zu ministrieren. „Da konnte ich viele Erfahrungen sammeln, Vorurteile gegenüber der Kirche abbauen“, so Weis. Und
als er das Abitur schließlich in der Tasche hatte, „gab es für mich eigentlich nur die Entscheidung, Theologie zu studieren“.
Im September 2011 trat er ins Bamberger Priesterseminar ein, absolvierte das Propädeutikum und ging anschließend zum Theologiestudium nach Würzburg und Regensburg. Nach dem Studium blieb Marco
Weis in Würzburg, wurde an der dortigen Universität Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft und promovierte bis Juli 2023 zudem im Fach Liturgiewissenschaft. In
seiner Dissertationsschrift befasste er sich mit dem Thema „Zeitgenössische Kirchenräume im Spannungsverhältnis von gemeinschaftlicher Liturgie und persönlicher Devotion“.
In den vergangenen zwei Jahren war Dr. Marco Weis im Pastoralkurs und in dieser Zeit im Seelsorgebereich Erlangen Nord-West mit Dienstsitz in St. Xystus. „Ich bin gerne in Erlangen gewesen“, sagt
Weis rückblickend. Gerade die Mischung zwischen städtischen und ländlichen Strukturen waren für ihn reizvoll. In vielen Bereichen war er eingesetzt, „und ich konnte das, was ich in der Theorie
gelernt habe, in die Praxis umsetzen“.
Er begleitete den Leitenden Pfarrer Marcel Jungbauer zu den verschiedenen Gremiumssitzungen, unterstützte und begleitete die indischen Geistlichen, bot Workshops für Mesner, Wortgottesleiter und
Lektoren an. Nach der Diakonenweihe am 14. September 2024 war er zudem hauptverantwortlich für die Erstkommunionvorbereitung, hielt Hochzeiten und Beerdigungen.
Und er hielt Religionsunterricht und entwickelte dabei ein gutes Verhältnis zu Schülerinnen und Schülern in den verschiedenen Jahrgangsstufen.
Immer wieder versuchte er aber auch im Rahmen der Möglichkeiten die kirchlichen Spielräume zu nutzen, um den Glauben in anderen Formen zu feiern. So bot er beispielsweise in Büchenbach Christmas
Carols an, was bei den Gläubigen sehr gut ankam.
Ein wichtiges Anliegen ist Marco Weis seit vielen Jahren die Ökumene, die er als gegenseitige Bereicherung der unterschiedlichen Kirchen und christlichen Glaubenstraditionen sieht. „Beim Blick
auf die anderen relativiert sich so manches eigene Problem“, so Weis. Seit seiner Zeit im Propädeutikum ist er auch Mitglied in der sogenannten Feuerstein-Konferenz und war in dieser Funktion
auch schon mehrfach in Chichester. „Diese ökumenischen Beziehungen dürfen nicht abreißen“, betont er.
Mit Blick auf seine Priesterweihe ist Dr. Weis „schon ein bisschen aufgeregt“, steht er doch als einziger Weihekandidat ganz im Mittelpunkt. Und er hat Respekt vor seiner künftigen priesterlichen
Tätigkeit, „denn man kann den Erwartungen gar nicht gerecht werden“. Aber er verspürt auch Freude, „denn jetzt geht ein langer Weg zu Ende“.
Natürlich stellt er sich auch die Frage nach der Zukunft der Kirche und ihrer Strukturen. Aber er ist sich – trotz aller notwendigen Veränderungen – sicher, „dass unsere Kirche nicht ganz
untergehen wird, auch wenn wir uns nicht mehr alles leisten können, was es jetzt noch gibt“. Nach Ansicht von Marco Weis müsse den Menschen klar sein, dass man sich von traditionellen Strukturen
lösen und in größeren Räumen denken müsse. Weis: „Dabei kann uns der Blick in die Geschichte hilfreich sein.“
Andreas Kuschbert
Kommentar schreiben