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"Hass hat nicht das letzte Wort" - Österreich trauert im Stephansdom

Wien (KNA) – Mit einem Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom hat Österreich am Donnerstagabend zum Ende der dreitägigen Staatstrauer der Toten des Amoklaufes in Graz gedacht. Zehn auf Schulsesseln aufgestellte weiße Kerzen wurden für die Opfer des Amoklaufs von Schülerinnen und Schülern entzündet sowie von Vertretern des Staates und verschiedener Religionsgemeinschaften. Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen war auch Österreichs Bundesregierung um Kanzler Christian Stocker vertreten. Für den Täter wurde ebenfalls eine brennende Kerze zu Füßen der Stühle aufgestellt.

 

Der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, drückte im Gottesdienst seine Anteilnahme aus und die Hoffnung, dass die Lebensfreude wieder zurückkehren möge. Der Wiener Geistliche Josef Grünwidl betonte: "Die Staatstrauer endet heute um 19 Uhr mit diesem Gottesdienst, doch die Wunden, die die schrecklichen Ereignisse bei den Freunden, Lehrern und Menschen aufgerissen haben, bleiben." Gott lasse die Menschen aber nicht im Stich, "auch nicht in der Verzweiflung, nicht im leisen Weinen und auch wenn wir unsere Klagen und unseren Schmerz hinausschreien", so Grünwidl.

 

Der Glaube an Gott liefere zwar nicht immer einleuchtende Antworten oder Erklärungen, sehr wohl aber "Aussicht und Perspektive für unseren Weg", sagte Grünwindl, denn es gelte: "Hass und Gewalt haben nicht das letzte Wort."

 

Schwerster Amoklauf Österreichs

 

Am Dienstag hatte sich in Graz der schwerste Amoklauf in der Geschichte Österreichs ereignet. Gegen 10 Uhr betrat ein 21-jähriger ehemaliger Schüler eines Gymnasium die Schule und eröffnete in zwei Klassenräumen das Feuer. Bewaffnet mit einer Pistole und einer Schrotflinte tötete er zehn Menschen, darunter neun Schüler und eine Lehrkraft, bevor er sich in einem Toilettenraum selbst das Leben nahm. Mindestens zwölf weitere Personen wurden verletzt, einige davon schwer. Die österreichische Regierung bezeichnete den Vorfall als "Nationale Katastrophe" und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

 

Angaben der Polizei zufolge war der 21-jährige Täter strafrechtlich unauffällig, introvertiert und zurückgezogen. Soziale Kontakte pflegte er laut Polizei im virtuellen Raum. Auch gebe es bislang keine Erkenntnisse, dass er Unmut gegenüber Schule oder Lehrer gezeigt hätte. Es werde nach Mitwissenden und Mittätern ermittelt. "Bei einer gerichtlich angeordneten Hausdurchsuchung wurden zahlreiche Datenträger sichergestellt, die es nun auszuwerten gilt", so die Polizei am Donnerstag.